Auf dieser Seite erfahren Sie,
1. welche Fragen zu Beginn einer Entwicklungs-Begleitung für Paare (Paartherapie) gestellt werden könnten.
2. wie Sie Ihre ersten Erfahrungen von Beziehungsqualität einschätzen können.
3. in welche Stufen eine Beziehungsentwicklung unterteilt werden könnte.
4. wie man verzeihen kann, wenn man will.
Eine Paartherapie – ich nenne meine Arbeit lieber Paarentwicklungsbegleitung – beginnt mit der Entscheidung beider Partner*innen, ihre Beziehung mit Unterstützung Dritter auf den Prüfstand zu stellen.
Die Kernfrage zu Beginn einer Entwicklungsbegleitung ist:
Wollen wir und, wenn ja, wie wollen wir künftig unsere Beziehung gestalten?
Prägnanter gefasst:
Wohlwollender Neuanfang oder faire Trennung
Folgende Teilthemen könnten erörtert werden, wenn es der gemeinsame Prozess zulässt. Weitere Themenwünsche können selbstverständlich hinzutreten.
(in vielen Bereichen), denn das bisherige Beziehungshandeln war anscheinend nicht befriedigend und tragfähig genug.
Anziehung:
Was fanden wir einst und was finden wir noch aneinander attraktiv?
Wieso haben wir uns eigentlich ineinander verliebt?
Aufarbeitung alter Verletzungen:
Wie haben wir uns – bewusst oder unbewusst – weh getan?
Wie können wir uns Kränkungen vergeben, um diese aus dem Weg zu räumen?
Augenhöhe:
„Liebe ist das Kind der Freiheit.“
Wie unterdrücke ich dich und/oder unterwerfe ich mich dir?
Wie können wir künftig Hierarchien erkennen und – wenn gewünscht – vermeiden?
Bindungsbereitschaft:
Können wir uns wirklich aufeinander einlassen?
Wie steht es mit
· Vertrauen und Einfühlung
· Verständnis und Respekt
· Wohlwollen und Wertschätzung
· Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit
· Zärtlichkeit, Erotik und Sexualität
Partnerschaft als Entwicklungsgemeinschaft:
Wie gelingt uns derzeit und gelang uns bisher ein repressionsfreies und zugleich tragfähiges gemeinsames Drittes?
Ich-Du-Wir:
„Das Wir ist der magische Moment.“
Kommen Ich und Du mit unseren Träumen und Lebensentwürfen und samt unseren Unterschieden im weiten Wir vor?
wenn bei einem/einer Partner*in die Motivation für einen Neuanfang nicht mehr da ist.
Klärung:
Wieso ist es uns beiden bisher nicht gelungen, eine uns haltende Bindung und ein uns tragendes Wir zu erschaffen?
Warum vermute ich und vermutest du, dass wir beiden keine Chance für ein liebevolles und erfülltes Miteinander haben?
Wertschätzung:
Was waren unsere schönen, glücklichen Zeiten miteinander?
Was ist uns in unserer Beziehung gelungen?
Verzicht auf Schuldzuweisung:
Wie kann ich meinen sehr wahrscheinlichen Anteil der Verantwortung an unserem gemeinsamen Versagen annehmen?
Altlasten:
Welche (ver-)störenden Beziehungserfahrungen schränken meine und deine Beziehungsfähigkeit ein?
· aus dem Kind-Mutter-Vater-Beziehungsdreieck
· mit anderen wichtigen Bezugspersonen, z. B. Geschwister
· aus der Schulzeit
· aus früheren Partnerschaften etc.
Neustart:
Was würde ich in einer neuen Beziehung nicht mehr oder nicht wieder tun?
Worauf würde ich in einer neuen Beziehung besonders achten?
Was habe ich zu lernen (dazu zu gewinnen), bevor ich neu in eine Beziehung starte?
Unsere ersten und damit am stärksten prägenden Beziehungserfahrungen sammeln wir im Dreieck von Kind-Mutter-Vater. Einzeln betrachtet, sind es drei Erfahrungsbereiche
Prüfen Sie, inwieweit die folgenden 16 Aussagen auf Sie zutreffen:
ja eher ja eher nein nein. weiß nicht
Meine Mutter* hat mir durch ihr Verhalten gezeigt, was es konkret bedeutet, einen Menschen vorbehaltlos und wohlwollend anzunehmen. |
Meine Mutter hat mich gewollt, aber nicht gebraucht, weil sie mit sich selbst weitgehend zufrieden und im Reinen war. |
Meine Mutter hat mir den Raum zur Selbstentfaltung zugestanden, den ich in meiner jeweiligen Lebensphasen brauchte, ohne mich in meiner Entwicklung allein zu lassen. |
Meine Mutter ist in Resonanz mit meinen Gefühlen gegangen, hat mir diese gespiegelt und mich dabei unterstützt, konstruktiv auch mit schwierigen Gefühlssituationen umzugehen. |
Meine Mutter konnte meine Bedürfnisse erkennen, diese zuverlässig und hinreichend bestätigen und erfüllen sowie mich zum Erkennen und Erfüllen meiner Bedürfnisse anleiten. |
Mein Vater** hat mir durch sein Verhalten gezeigt, was es konkret bedeutet, einen Menschen vorbehaltlos und wohlwollend anzunehmen. |
Mein Vater hat mich gewollt, aber nicht gebraucht, weil er mit sich selbst weitgehend zufrieden und im Reinen war. |
Mein Vater hat mich darin unterstützt, meine besonderen Fähigkeiten zu entdecken, mich diesbezüglich gefördert und zugleich hilfreich gefordert, ohne mich zu überfordern. |
Mein Vater hat mich unter anderem durch sein Vorbild darin gefördert, meine Gefühle zu zeigen und zu regulieren. |
Mein Vater nahm meine Bedürfnisse ernst und unterstützte mich unter anderem durch sein Vorbild darin, sie sozial angemessen auszuleben. |
Meine Eltern haben mir vorgelebt, wie ich eine lebendige und tragfähige Beziehung gestalten könnte. |
Wenn ich von allen Unfähigkeiten meiner Eltern absehe, erahne ich, dass sie mich gewollt, geliebt und geschützt haben, so gut sie es vermochten. |
Es gab und gibt in meinem Leben Menschen, die mir gezeigt und sogar vorgelebt haben, wie eine gute Beziehung gestaltet werden könnte. |
Es gab und gibt in meinem Leben Menschen, die mich in meiner Besonderheit erkannt, gemocht und unterstützt haben. |
Inzwischen habe ich eine konkrete Idee davon, wie ich mit meinen Möglichkeiten eine tragfähige, liebevolle, partnerschaftliche Beziehung mitgestalten könnte. |
Durch meine Partnerwahl und in meiner Partnerschaft muss ich negatives Beziehungserleben aus Kindheit und Jugend weniger wiederholen und es gelingt mir immer mehr, meine Ideen von guter Beziehung umzusetzen. |
1. Begegnung mit spontaner
a. Sympathie
(Überbetonung der Gemeinsamkeiten, Wunsch-Projektionen, Übertragung positiver Bindungs-Erfahrungen) oder
b. Antipathie
(Überbetonung der Unterschiede, Schatten-Projektionen, Übertragung negativer Bindungs-Erfahrungen)
2. Scheinkontakt als
a. Höflichkeit
(Konventionalität, Einhaltung von Umgangs-Regeln und Tabus, gutes „Benehmen“),
b. Freundlichkeit
(Hervorheben des möglicherweise Verbindenden, Anknüpfen am Positiven im anderen) oder
c. Verliebtheit
(Werbung durch Hervorkehren der besten Kontakt-Eigenschaften, Symbiose als Betonung des Gemeinsamen, wechselseitige Idealisierung, Verschmelzung im Gleichen, Sehnsucht nach bedingungsloser
Anerkennung, unbewusster Wunsch nach wechselseitiger Reparatur von Traumata – kumulative Mikro- und einmalige Makro-Traumata)
3. Desillusionierung der
Symbiose durch Wiedererwachen der Autonomie- und Freiheits-Wünsche
(Erwachen in der Unterschiedlichkeit, Erkennen der Einzigartigkeit und der damit vermachten Isolation und Einsamkeit, Entzauberung des/der Geliebten und Hass gegen den anderen wegen Verrats der
Liebes-Illusion)
4. Echtkontakt durch
a. Herstellung der Balance zwischen Bindungs- und Autonomie-Wünschen (Freiheit in Geborgenheit) verbunden mit der
b. Entwicklung von Selbst-Verantwortlichkeit:
Ich bin nicht meine Gedanken und Gefühle (Überidentifikation), und ich habe nicht Gedanken und Gefühle (Desidentifikation, Abspaltung), sondern ich mache mir meine Gedanken und Gefühle, bin also
100% für meine Gefühle, Gedanken und die daraus resultierenden Handlungen verantwortlich.
5. Vertrauens-Aufbau durch
a. Integrität
(Ehrlichkeit vor allem sich selbst, aber auch anderen gegenüber; Streben nach Konsistenz/Stimmigkeit)
b. Entwicklungs-Offenheit
(Mut und Öffnung zur Auseinandersetzung mit den vorgängigen Beziehungs-Erfahrungen – vor allem mit denen im Zusammenhang mit primären Bezugs-Personen – Eltern, Geschwistern u. a. nahen Menschen –
, um Übertragungen abzubauen und Projektionen zurückzunehmen, Unterscheidung von hilfreichen und hinderlichen Beziehungs-Erfahrungen) und
c. Verlässlichkeit
(Verbindung von Wort und Tat im Sinne von Glaubwürdigkeit)
6. Partnerschaft, Freundschaft, Liebe
In jeder Beziehung wird einer der Partner*innen oder werden beide Partner*innen früher oder später etwas tun, was den anderen verletzt.
Das geschieht schon deshalb, weil auch in einer Beziehung jeder Partner ein Individuum bleibt mit Wünschen und Bedürfnissen, von denen einige den Wünschen und Bedürfnissen des anderen widersprechen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird daher der Tag kommen, an dem eine/r der Partner*innen etwas tut, was dem/der anderen heftig missfällt, ihn/sie verletzt, kränkt oder anderes.
Die häufigste der massiven Verletzungsquellen ist „Fremdgehen“ als intime oder sexuelle Kontakte eines Partners mit einem Außenstehenden.
Aber auf Dauer ähnlich verletzend können Drogenkonsum, Unaufmerksamkeit sowie Desinteresse an den Bedürfnissen des Gegenüber und damit die psychische Abwesenheit eines Partners sein.
Ist einer der Partner*innen stark verletzt oder gekränkt, dann ist es wichtig, dass Prozesse der Wiederannäherung in Gang kommen, so dass der/die gekränkte Partner*in der anderen Seite vergeben kann.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man nach einem solchen Ereignis nur dann eine Chance hat, die Beziehung wieder auf ein gutes Funktionsniveau zu bringen, wenn der/die verletzte Partner*in
Denn ansonsten vergiftet der verletzte Partner die Beziehung durch
Im Grund steht ein/eine verletzte Partner*in vor der Wahl zwischen (nur!) zwei Alternativen:
Verzeihen ist leichter für Partner*innne, die Beziehung nicht als „Leibeigenschaft“ und Fremdgehen oder Drogenkonsum nicht als „Kapital-Verbrechen“ betrachten, sondern als etwas, dass man zwar be- und verarbeiten muss, dass ein Bedrohung darstellen kann, dass man klären muss, dass man aber auch verstehen und deshalb auch verzeihen kann.
Sollte ein/eine Partner*in tief verletzt sein, dass er/sie glaubt, nicht verzeihen zu können und im Groll steckenbleibt, dann ist dies nicht Gegenstand der Paartherapie, sondern sollte in einer Einzeltherapie aufgearbeitet werden.
wie weiter
Praxis für integrative
Entwicklungs-Begleitung
von
Paaren und
Familien mit Babys/Kleinkindern,
als
Psychotherapie und
Physiotherapie
Karin Gailing
Diplom-Medizin-Pädagogin
Physiotherapeutin für Babys/Kleinkinder
Helmut von Bialy
Dr. phil. Pädagogik/Psychologie
Heilpraktiker für
körperorientierte Psychotherapie
(Schwerpunkt: Paar-Therapie)