Voraussetzung für einen offenen Geist, für eine open mind, ist die Selbstannahme.
Real Mensch sein meint, wir stehen zwischen
Innerer Freiheit hier und Verbundenheit dort.
Konflikte im Dasein sind nicht zu verwischen.
Was man nicht wissen will, ist damit nicht fort.
Real Mensch sein meint, sich zu verstehen
Als weiteres Glied in urlanger Ahnenkette,
Auf Freiheiten wie Abhängigkeiten zu sehen.
Alles ist, wie es ist, nicht, wie man es hätte.
Real Mensch sein meint, sich zu begreifen
Als einerseits geistig, andererseits materiell.
Wir können nur hin zur Menschlichkeit reifen,
Wandeln wir uns gemeinsam wie individuell.
Real Mensch sein meint, wir können denken,
Können selbstkritisch unser Sein reflektieren,
Können nach Innen die Achtsamkeit lenken,
Müssen Selbstkontakt nicht länger verlieren.
In uns angekommen, können wir uns fragen:
Sage zur Mitwelt und meinem Leben ich ja?
Mag ich was Neues im Dasein noch wagen?
Bin ich zu mir freundlich und bin ich mir nah?
Hoffentlich können wir die Bejahung bejahen.
Wenn nicht, frage ich: Wie hindere ich mich?
Was ist das, was im Leben geschah, wenn
Die Lebensfreude ließ uns derartig im Stich?
Dann gilt es, sich nachträglich anzunehmen.
Von nun an voll einsatzbereit für das Leben
Muss Vergangenes uns nicht länger lähmen.
Was andere nicht gaben, kann ich mir geben.
Wer sich annimmt, hat im Leben es leichter,
Kann Widerstandskraft gegen Elend mehren,
Kann proaktiv entscheiden und erreicht mehr,
Muss sich nicht nur seiner Ängste erwehren.
Wer sich annimmt, kann lebensoffen werden,
Kann Geist samt Herz aufs Dasein ausrichten,
Kann ganz im Prozess des Lebens sich erden,
Muss auf Vitales nicht noch länger verzichten.
Wer sich annimmt, kann Mitgefühl empfinden,
Kann andere in ihrer Besonderheit belassen,
Kann Dasein auf Echtbedürfnissen gründen,
Muss Bedürftigkeit der anderen nicht hassen,
Kann differenzieren, statt zu pauschalisieren,
Gemeinsamkeit sowie Unterschiede beachten,
Muss nicht gewinnen und auch nicht verlieren,
Kann Gemeinschaften solidarisch betrachten.
Wer sich annimmt, schätzt sein Erleben wert,
Kann Erleben in Lebensklugheit verwandeln.
Erleben ist nicht länger richtig oder verkehrt.
Erleben wirkt im Innen. Außen wirkt handeln.
Keine objektiven und absoluten Urteile mehr.
Jedes Anliegen für sich wird ernstgenommen.
Nur achtsames Wertschätzen bietet Gewähr,
Dass, was wir brauchen, wir auch bekommen.
Ein offener Geist kann leichter unterscheiden:
Was ist Erfahrung und was ist Glaube in mir?
An Realitätsverleugnung muss keiner leiden.
Was eigen oder fremd ist, deutlich ich spür‘.
Glaube muss nicht zur Überzeugung entarten,
Zweifel darf Bruder des Glaubens so bleiben.
Frei für neue Erfahrung und offen im Erwarten,
Ist das Lebensskript tagtäglich umzuschreiben
Wer sich annimmt, kann sich eher infragestellen,
Muss sein Nichtwissen vor sich nicht verstecken,
Kann seine Wissenslücken viel leichter erhellen,
Muss nicht mit Behaupten und Dogma anecken.
Nichtwissend kann Fragen man ausformulieren.
Arroganz meint, man ist nicht zu fragen bereit.
Einfache Antworten meist in die Irre uns führen.
Zu wissen schafft Enge. Zu fragen macht weit.
Wer sich annimmt, kann Verantwortung tragen,
Muss keine Schuldigen suchen bei Misslingen,
Kann sich selbst auch mal zu kritisieren wagen,
Muss nicht tun als ob, muss sich nicht zwingen,
Kann auch Autoritäten differenziert kritisieren,
Ob das nun Medien, Politiker, Vorgesetzte sind.
Muss sich nicht ängstlich-schamhaft genieren,
Wird erwachsen, bleibt nicht in Dauerhaft Kind.
Wer sich annimmt, kann Unbekanntes ertragen,
Muss nicht hinter Filterblasen sich verschanzen,
Kann kreativ gestalten, muss nicht nur klagen,
Verortet einbeziehend als Teil sich im Ganzen,
In einem Ganzen, das Besonderheit anerkennt,
Wo Gemeinsamkeit wie Unterschied existieren,
Wo erwünscht ist, dass man sich selbst erkennt,
Man seine Persönlichkeit nicht muss verlieren.
Wer sich annimmt, kann einen Wandel einleiten,
In der eigenen Psyche wie in der äußeren Welt,
Kann sich wie andere in eine Zukunft begleiten,
Wo unser Überleben nicht länger infrage gestellt.