Zu altern ist nichts für Feiglinge. Älter zu werden, stellt sich für mich als eine Herausforderung dar, die ich gern annehme, zumal es so wenig Vorbilder dafür gibt, wie man konstruktiv mit dem letzten Lebensmittel umgeht. Meine Töchter sprachen in diesem Zusammenhang liebevoll-bösartig von meiner Endlife-Krise.
Ich möchte mein Leben bilanzieren,
Zeitweilig nachspürend innehalten.
Was will zukünftig ich weiterführen,
Was hingegen noch neugestalten?
Bin ich schon so, wie ich gemeint?
Bin ich schon ich selbst geworden?
Sind Kopf, Herz und Bauch vereint?
Was fehlt und was will überborden?
Was kann ich tun für Seinsgelingen?
Was tut mir gut und was mir schlecht?
Was gilt es hier zu Ende zu bringen?
Worauf ich gerne verzichten möcht‘?
Wie gelingt mir das restliche Leben?
Was stärkt Liebe und Leidenschaft?
Kann ich auch heiter mir vergeben,
Mangelt es an Mut mir und Kraft?
Schwere legt sich auf meine Augen,
Frage dringt an mein Ohr gedämpft:
Kann man weiterhin etwas taugen,
Da man nicht leistet oder kämpft?
Das Hirn umrätselt sich im Zweifel.
Stumpf werden mir meine Gefühle.
Menschen werden überreif schnell
Durch niemals endendes Gewühle.
Nur nicht je zweifelnd innehalten,
Nur nicht das Dasein hinterfragen.
Was bleibt mir nach zu gestalten,
In verbleibenden Lebenstagen?
Tod, du mein stiller Wegbegleiter,
Deine Macht nimmt beständig zu.
Wie bleibt Dasein alternd heiter?
Wie wird das wertvoll, was ich tu‘?
Bis hin zum letzten Atemzuge,
Möchte ich das Dasein genießen.
Befreit von eitlem Selbstbetruge,
Soll mich keine Angst verdrießen.
Leben, nimm mich in deinen Arm.
Sanft lass ich dich mich umfangen.
Leib entspannt sich, Herz wird warm,
Glück mag mir ins Leben gelangen.