Die durch die Corona-Krise ins Hintertreffen geratene Friday-for-Future-Bewegung, die verheerenden Waldbrände in den USA, die Ignoranz der Klimakrisenleugner*innen, das Buch von Jonathan Safran Foren: "Wir sind das Klima" von 2019 und meine Sorge um die Zukunft meiner Enkelkinder haben mich angeregt, diesen Gedichtzyklus zu verfassen.
Klimawandel: nur scheinbar ein äußerer Vorgang.
Wahrhaft bildet sich Menschheitszustand darin ab.
Offensichtlich hat Macht vor Liebe noch Vorrang.
Dank dieser Haltung wird uns die Erde zum Grab.
Zur Entscheidung steht die Frage: Geld oder Leben?
Eine Profitwirtschaft die uns tragende Erde zerstört.
Mit schierem Weiter-So wird keine Zukunft es geben.
Doch Schreie aus der Zukunft werden wenig gehört.
Vielleicht mangelt es zu vielen an Vorstellungskraft,
Langfristige Wirkungen des Handelns zu verstehen.
Verständnis für Weltwohl im Kapitalismus erschlafft.
Nur narzisstische Einzelinteressen bleiben bestehen.
Klimawandel: kein vorübergehendes Wetterphänomen.
Wenn Grönlandeis schmilzt, steigt der Meeresspiegel.
Ignoranz meint: Was geschieht, will man nicht seh’n.
Man liest nur noch Briefe mit seinem eigenen Siegel.
Für meine Enkel gibt es nur in Bergen noch Schnee.
Schnee im Flachland gibt es seit Jahren nicht mehr.
Wenn auf diese Entwicklung unserer Mitwelt ich seh‘,
Wird der Geist verzweifelt und das Herz mir schwer.
Tausende Tierarten von unserer Erde verschwinden,
Die Bienen höre ich nur ganz selten noch summen.
Was kann ich nur tun, um Ignoranz zu überwinden,
Des Elends gewärtig nicht resigniert zu verstummen?
Wie wir im Westen seit Jahren mit der Erde umgehen,
Einer kollektiven Suizidvorbereitung in vielem gleicht.
Viele können unser Vernichtungshandeln nicht sehen,
Weil dessen Wirkung zu weit in die Zukunft reinreicht.
Wir wissen schon so viel, doch wir tun noch so wenig.
Alltagsgewohnheiten stellen sich zäh uns entgegen.
Gefesselt durch Gewohntes oftmals ich schäm‘ mich.
Ich wollte, ich wäre mutiger, gar kühn bis verwegen.
Doch will ich Freude und Kraft nicht passiv verlieren,
Will aktiv hier mitgestalten bis ans Ende des Lebens,
Selbstwirksam bleiben und Aufklärungskampf führen.
Kein Tun und kein Unterlassen ist wirklich vergebens.
Flügelschlag des Schmetterlings kann Sturm auslösen,
Ein Lied zur rechten Zeit eine Revolution entfachen.
Ein Handeln einzelner ist oftmals vergeblich gewesen,
Wird wirksam jedoch, wenn viele Ähnliches machen.
Wissen und Bewusstheit will unterscheiden ich lernen,
Will Erkenntnisse mit passendem Handeln verbinden,
Will innere Kluft zwischen Einsicht und Tun entfernen,
Zu einer Haltung bewusst gelebter Stimmigkeit finden.
Was ich nicht weiß, das will ich nicht glauben müssen.
Will offen dafür bleiben, nützliches Neues zu lernen.
Brauche Selbstehrlichkeit, doch kein reines Gewissen.
Innere Unstimmigkeiten will ich behutsam entfernen.
Bewusstsein, Gefühl und Ignoranz
Wir Menschen können uns in viele Teile aufspalten,
Mit Hilfe des Verstandes von der Mitwelt abtrennen,
Können Gefühle vom Alltagsbewusstsein fernhalten,
Leib als vergänglich, doch Seele als ewig benennen.
Eine Vorstellung können zur Realität wir umdeuten.
Nur das, was sein soll, das darf demnach noch sein.
Was wir nicht wissen können, glauben wir beizeiten,
Setzen Glaubenssätze als Seelenschutzpanzer ein.
Schutzmechanismen helfen, Einsichten abzuwehren.
Was uns nicht passt, wird verleugnet und verdrängt.
Eher untauglicher Versuch, Lebensglück zu mehren,
Wenn Damoklesschwert über der Menschheit hängt.
Wir zerstören Vitalität, indem wir Konflikte vermeiden.
Was nicht lösbar erscheint, wird aus Denken verbannt.
Jedoch Vermeiden macht, dass wir dauerhaft leiden,
Denn unseren Einfluss geben wir so aus der Hand.
Was zu grausig ist, wird dem Bewusstsein entzogen.
Kriege, Hunger, Katastrophen werden ausgeblendet.
Als alternativlos werden Entscheidungen hingebogen.
Eine Verantwortlichkeit wird so von sich abgewendet.
Gefahr, Angst und Schrecken, Not, Tod und Verlust,
Einsamkeit und Ohnmacht gehören zum Leben dazu.
Wer sich entwickeln will, macht sich Elend bewusst.
Verwickelt bleiben, für die Menschheitskonflikte tabu.
Unsere Mitwelt erscheint uns so, wie wir sie erleben.
Was objektiv auf uns wirkt, wird subjektiv interpretiert.
Was wahr ist, können wir nur gemeinsam anstreben.
Nur kritische Intersubjektivität zu Erkenntnissen führt.
Was wir nicht wissen, müssen wir uns eingestehen,
Dürfen die Unwissenheit nicht arrogant überspielen,
Müssen uns bemühen, unsere Mitwelt zu verstehen,
Dürfen nicht kurzfristig auf eigene Vorteile schielen.
Den Erlebensbereichen können Namen wir geben,
Wie Gefühl, Verstand, Leibempfinden und Handeln,
Können so tun, als würden wir getrennt sie erleben,
Kopfgesteuert Mitgefühl wir in Dumpfheit verwandeln.
Viele glauben, auch ohne Gefühl denken zu können,
Ignorieren stete Verbundenheit mit allem und allen,
Wollen und können Zusammenhänge nicht erkennen,
Sollten Erkenntnisse aus ihrem Denkrahmen fallen.
Oder viele vermeinen, Zusammenhänge zu finden,
Die so in gemeinsamer Wirklichkeit nicht existieren.
Wie: Sobald wir Angst vor der Zukunft überwinden,
Kann uns darin auch nichts Schlimmes passieren.
Abergläubisch und ignorant wird Weltbild gezimmert,
Wo, was nicht ins Konzept passt, ist ausgeblendet.
Doch vermeidend werden Konflikte verschlimmert,
Wird verhindert, dass was sich zum Guten wendet.
Bei vielen Menschen ist der Denkrahmen noch eng.
Weltsicht und Weitsicht: das ist viel zu viel verlangt.
Als Mensch ich an Gegenwartsanschauung häng‘.
Unser Gefühlstrieb kaum in fernere Zukünfte rankt.
Was geht mich denn das Leben der Urenkel an.
Jede Generation für sich hat Probleme zu lösen.
Technologischem Fortschritt vertrauen man kann.
Bisher ist doch alles ganz gut für mich gewesen.
Dass Technologie Stoffe und Energie verbraucht,
Ressourcen der Erde schon mehrfach übernutzt,
Wir unumkehrbar in die Klimakrise tief eingetaucht,
Wird ausgeblendet, aus dem Bewusstsein geputzt.
Mit dem Was-ich-nicht-weiß-macht-mich-nicht-heiß,
Wird die kollektive Zerstörung der Erde verdrängt,
Wird so getan, als ob man von all dem nichts weiß,
Wird ein Bannfluch über alle Mahnenden verhängt.
Ihr wollt mir nur ein schlechtes Gewissen machen,
Die Klimakatatrophensituation bauscht ihr doch auf.
Eure Zukunftsängste, die sind sowas zum Lachen,
Ohne euch nähme all das einen normalen Verlauf.
Wohlverdienter Wohlstand wird von euch befehdet.
Ihr uns die Freude an ein wenig Konsum nicht gönnt.
Durch euren Frust wird Genuss zu Schande zerredet.
Ihr Klimamahner uns darum am Arsch lecken könnt.
Als normal wird, was keine Angst macht, definiert,
Was Gewohnheit und Tradition nicht in Frage stellt.
Nicht beachtet wird, wohin das Normale uns führt,
Inwieweit es noch passt in die sich wandelnde Welt.
Privilegien werden verteidigt mit Zähnen und Klauen.
Zu Feinden werden gemacht, die diese bedrohen.
Nur nicht auf die Wirkung der Handlungen schauen.
Wer sein Mitgefühl stilllegt, wird seelisch verrohen.
Die Wetter und Klima nicht zu unterschieden bereit,
Gleichgültig sind gegenüber all dem, was noch wird,
Fallen schon vor schon vor ihrem Tod aus der Zeit.
Im Gewirr ihrer Lebensängste verstrickt und verirrt.
Schwer ist, mit solchen Zombies zu argumentieren.
Sie sind oft hirntot schon lange, bevor sie gestorben.
In sektengleichen Zirkeln lassen sie sich diktieren,
Wer schuld ist, dass Lebensfreude ihnen verdorben
Es sind die Wissenschaftler, die Linksintellektuellen,
Die unkritisch auf Seiten der Verschworenen stehen,
Die als Büttel der Machthaber die Bürger verprellen,
Vor innerem Fake nicht mehr auf die Fakten sehen.
Klimatatsachen
Stromproduktion schafft ein Viertel an Treibhausgasen.
Ein weiteres Gasviertel erzeugt die weltweite Industrie.
Das dritte Viertel Verkehr und Gebäude herausblasen,
Ein Viertel durch Landwirtschaft, vor allem durch Vieh.
Auch wenn wir es schaffen, Erderwärmung zu stoppen,
Sind wir schon jetzt konfrontiert mit erheblichen Folgen.
Wahrscheinlich werden wir künftiges Elend noch toppen.
Unseren Enkeln wird es dabei in keinem Fall wohl geh’n.
Per Eisschmelze an Polen steigt der Meeresspiegel an,
Wertvolle Regenwälder sind bald zur Hälfte vernichtet,
Durch Hitzewellen und Dürre man weniger ernten kann,
Solange man Wohlstand im Leben nicht neu gewichtet.
Millionen Menschen geraten durch Wassermangel in Not,
Korallenriffe werden stark durch Erwärmung beschädigt.
Akut ist die Hälfte aller Pflanzen und aller Tiere bedroht.
Durch die Art der Wirtschaft wird unsere Zukunft erledigt.
Gewinnstreben schert sich weder um Zukunft noch Moral.
Solange nur der Profit stimmt, wird immer weitergemacht.
Was mit der Mitwelt geschieht, ist Wirtschaftsbossen egal.
In Richtung auf Urenkel und Natur wird nicht vorgedacht.
Das alles ist sehr beunruhigend, eher schon dramatisch.
Allzu dramatisch, so dass man es kaum wahrhaben will.
Geist und Gefühl stellt man ein, wird einfach apathisch:
Man verleugnet und macht so weiter wie immer, nur still.
Auswege
Individualverkehr und Flugreisen gilt es zu vermeiden,
Öffentliche Verkehrsmittel zur Mobilität auszubauen,
Bäume zu pflanzen und zu sorgen, dass sie nicht leiden, Uns Luft nicht länger durch Verbrennung zu versauen.
In erneuerbare Energie müssen wir mehr investieren.
Auf nachwachsende Rohstoffe und Recyceln wir setzen.
Begrenztheit vieler Ressourcen ist endlich zu kapieren,
Um nicht länger die Ökosphäre der Erde zu verletzen.
Weiterhin müssen wir Familienplanung ermöglichen,
Um den Anteil der Menschen auf Erden zu vermindern.
Um Hunger auf Erden zu beseitigen, den unsäglichen,
Ist Produktion von Tierwaren weitgehend zu verhindern.
In allen Ländern der Erde Schutz vor Krankheit und Not.
Allerorts Zugang zu Bildung, zu Wasser und Nahrung.
Wer Hunger erleidet, schwebt zwischen Leben und Tod,
Hat weder Zeit noch Kraft für Menschheitsbewahrung.
Zu überwiegend pflanzlicher Ernährung ist zu finden,
Produktionsweisen der Landwirtschaft sind zu wandeln,
Zusammenschlüsse zur Produktion sind zu gründen,
Um gemeinsam im Gemeinwohlsinne zu handeln.
Das alles erfordert eine umfassende Bildung für alle
Als eine Bildung, die Mitwelt samt Menschheit umfasst,
Die überwindet Patriarchats- sowie Kapitalismusfalle,
Das Herz einbeziehend, auf dass niemand sich hasst.
Bildung hilft uns das Ausmaß der Krise zu erfassen,
In die das Ökosystem der Erde wir schon gebracht,
Hilft uns zu erkennen, was zu tun und was zu lassen,
Dass Vernunft, nicht Profitgier gelangt an die Macht.
Bildung hilft uns zu begreifen, dass diese Zivilisation,
Diese Art, mit der Welt umzugehen, nicht funktioniert.
Bildung befreit uns vom Festklammern an der Illusion,
Dass ein Mehr-vom-Gleichen aus Sackgassen führt.
Bildung meint Verbindung von Wissen und Handeln,
Meint sich selbstwirksam in diese Welt einzubringen,
Verlangt von jedem die Einsicht, sich mit zu wandeln,
Soll ein Zivilisationswandel der Menschheit gelingen.
Tiere essen
Unser Planet ist vor allem ein Tierhaltungsbetrieb,
Um die Reichen der Welt mit Fleisch zu beglücken.
Wer Tierprodukte vertilgt, verhält sich wie ein Dieb,
Denn er hinterlässt in der Welt Ernährungslücken.
Getreide, Mais, Soja, im Massen an Tiere verfüttert,
Fehlen auf den Speisekarten der Armen der Welt.
Doch kaum wer der Fleischessenden ist erschüttert,
Weil der Zusammenhang einfach nicht hergestellt.
Fast zwei Drittel aller Säugetiere auf unserer Welt
Werden nur darum gezüchtet, um sie zu verspeisen.
Auf zwei Dritteln aller Felder wird Viehfutter bestellt.
Doch Milliarden Menschen haben wenig zu beißen.
Erwiesen ist: Ein Viertel der Erwärmung auf Erden,
Des Treibhauseffektes wird durch Nutzvieh erzeugt.
Erwiesen ist auch, dass wir die Menschheit gefährden,
Wenn sie sich dem Diktat der Fleischfresser beugt.
Über sechzig Milliarden Tiere, oft in Ställen, zu engen,
Und es werden immer noch erschreckend viel mehr,
Brauchen Weideland, Futter und Wasser in Mengen.
Zugleich ist bei vielen Menschen der Magen oft leer.
Milliarden Nutztiere atmen unsere gemeinsame Luft,
Produzieren verdauend Methan in riesigen Mengen.
Weil Wälder fehlen, entsteht zwischen dem eine Kluft,
Was absorbiert wird und was in der Luft bleibt hängen.
Methan, fünfundzwanzigmal schädlicher als CO-zwei,
Erwärmt unsere Atmosphäre mit Stickoxid zusammen.
Ein Drittel aller Methangases setzen die Nutztiere frei,
Zwei Drittel allen Stickoxides von Nutztieren stammen.
Dies Stickoxid steht an Platz drei aller Treibhausgase,
Wirkungsgrad dreihundertfach mit CO-zwei verglichen.
Weitgehender Tierproduktverzicht: keine hohle Phrase.
Viel zu viel Schadgas ist aus all den Tieren entwichen.
Wo Wälder waren, die das Kohlendioxid absorbierten,
Grasen jetzt Rinder und wird Sojakraftfutter gepflanzt.
Die Menschheit ihre Lebensgrundlagen verliert, wenn
Noch jahrelang ums vergoldete Profitkalb man tanzt.
Regenwälder werden zerstört, Trinkwasser wird knapp,
Nur weil die reichen Nationen Fleischeiweiß verzehren.
Kaum jemand gibt gern wieder derartige Privilegien ab.
Wer viel hat, will zumeist seinen Reichtum vermehren.
Wir können nicht Ernährungsweisen, die uns vertraut,
Und zugleich den uns vertrauten Planeten behalten.
Natur, die wir gründlich durch Fehlernährung versaut,
Lässt sich durch keinerlei Technik mehr neu gestalten.
Was einmal verloren ist, das kommt niemals so wieder.
Machbarkeitsillusion ward geboren aus Größenwahn.
Durch Größenwahn hält man die Verlustängste nieder.
Man führt weiter das miese Alte mit produktivem Elan.
Ernährungswende
Meine Eltern zählten zu den Armen, als ich klein war.
Das teure Fleisch gab es einmal die Woche zu essen.
Gemüse gab es genug. Milch, Käse und Ei waren rar.
Ich selbst erlebe mich leider als tierproduktbesessen.
Fleisch wurde, als ich erwachsen, zu meinem Gemüse.
Currywurst mit Pommes wurden Studentenhauptgericht.
Täglich mehrfach Tierprodukte: war Ernährungsdevise.
Tage ohne Käse und Jogurt, Ei und Fleisch gab es nicht.
Im Grillofen drehte sich unser Schweinekrustenbraten.
Im Grünkohl schwammen Würste, Schmalz und Speck.
Nur mit Tierprodukten war eine Mahlzeit wohlgeraten.
Nur noch Gemüse vertilgen? Geh mir doch damit weg!
Vegetarismus ist was für indische Gurus und Frauen.
Wenigstens verzehren Vegetarier noch Tierprodukte.
Doch den Vegandemagogen sollte man nicht trauen.
Bei denen mir die Faust in der Tasche schon zuckte.
Die wollen mir doch jegliche Lebensfreude verderben,
Nützliche Lederklamotten uns dazu noch verbieten.
Tierprodukteverzicht – alle Genussfreude soll sterben.
Verzicht ist was für Heilige, für Mönche und Eremiten.
Ich denke ja schon wie diese Leugner der Klimakrise.
Eigentlich wollte ich mich von denen unterscheiden.
Sich selbst zu erwischen, ist schon ziemlich miese.
Kommt man sich auf die Schliche, muss man leiden.
Um sich zu wandeln, braucht man Selbstfreundlichkeit,
Um mit viel Humor seine Widersprüche zu akzeptieren.
Nur wer sich gern hat, ist zum Sich-Erwischen bereit,
Muss Widersprüche nicht aus den Augen zu verlieren.
Alle die, die oft tierisches Eiweiß zu sich nehmen,
Erhöhen mehrfach das Risiko, an Krebs zu sterben.
Wieso können Gewohnheiten die Einsicht so lähmen,
Dass wir, statt neu zu handeln, im Alten verderben?
Kann ich bei mir eine Art von Fleischsucht feststellen,
Weil ich von Currywurst und Steak nicht lassen kann?
Wieso diese Wut auf die, die mir Tiereessen vergällen?
Fühle ich mich fleischlos nicht mehr als richtiger Mann?
Wenn da was dran ist, dass man das ist, was man isst,
Wie wirkt sich Tiereessen wohl auf den Charakter aus?
Werde ich innerlich zum Kannibalen oder ein Militarist?
Wieso ist mir der Fleischverzicht ein derartiger Graus?
Noch nie habe Nutztiere zum Verzehr ich geschlachtet.
Doch habe ich Berichte aus den Schlachthöfen geseh‘n.
Schlachter habe ich wegen ihrer Arbeit kaum geachtet.
Bolzen, Tiergebrüll, Blut und Dreck: Das ist nicht schön.
Hühner fahren zu Millionen durch Schlachtautomaten,
Werden elendig gehalten, mit Antibiotika vollgepumpt,
Nur weil ich nicht verzichte auf Hühnerfleisch, gebraten.
Ist mein Mitleid für diese Tiere schon derart verlumpt.
Wenn wir allesamt zwei Hühner pro Jahr weniger essen,
Können wir auf mehr als zehn Milliarden Tiere verzichten.
Wieso sind so viele derart auf Fleischkonsum versessen,
Dass wir lieber Leben als Gewohnheiten vernichten?
Menschheitsselbsttötung per Fleischmassenkonsum.
Welch ein Irrsinn, die Erde durch Essen zu zerstören.
Es wäre doch mal ein wahrhaft nützliches Heldentum,
Wenn wir Männer einfach mit Fleischessen aufhören.
Zumindest Tierprodukte selten, neunzig Prozent vegan:
Ein Hauptklimakiller wäre damit aus dem Weg geräumt.
Aber: Warum habe ich sowas nicht schon lange getan?
Wieso habe ich so lange dumpf vor mich hingeträumt?
Erschreckend, wie sehr wir uns über Essen definieren.
Dieser Prozess läuft haarscharf am Bewusstsein vorbei.
Kampf gegen eingefleischte Muster gilt es zu führen.
Erst jenseits des Gewohnten werden wahrhaft wir frei.
Der Kampf besteht darin, einen Verlust zu verkraften.
Jede Entscheidung bedeutet, dass wir etwas verlieren.
Unentschieden bleiben am untragbaren Alten wir haften,
Wodurch wir Menschheit und Mitwelt ins Elend führen.
Um der Erwärmung unserer Erde entgegen zu treten,
Können wir unseren Tierprodukteverzehr einschränken.
Wir würden so zugleich, wenn möglichst alle es täten,
Weltweite Agrarwirtschaft in bessere Richtung lenken.
Über Zeit und Raum sind wir mit allem verbunden.
Sind für uns selbst und alle dem Leben verpflichtet.
Als Individuen können psychosozial wir gesunden,
Wenn unser Tun auf Menschheitserhalt ausgerichtet.
Im Leben sollten wir tun, was getan werden muss.
Massentierhaltung muss grundsätzlich vorbei sein.
Bedeutet solch ein Wandel auch bisweilen Verdruss,
Um der Menschheit willen lasse ich mich darauf ein.
Statt zur Zerstörung will ich zur Gestaltung beitragen,
Will unseren Planeten als lebenswerten Ort erhalten,
Will mein Verhalten auf Stimmigkeit hin hinterfragen,
Die Mitwelt verantwortlich für Nachkommen verwalten.
Vertrauten Verzehr werde ich ein Weilchen vermissen.
Doch muss ich nicht länger mein Wissen ausblenden,
Schaue in unsere Zukunft mit erleichtertem Gewissen
Und kann mich schuldfreier meinen Enkeln zuwenden.
Adieu Fleisch, mein überkommener Lebensbegleiter,
Adieu, Milch, Butter, Schmalz, Käse, Joghurt und Ei.
Bei zu radikalem Verzicht ich noch sicherlich scheiter‘,
Doch beharrlich im Wandel werde ich irgendwann frei.
Verkehrswende
Auf Fleisch zu verzichten, ist anscheinend nicht genug.
Auf den Prüfstand müssen Gewohnheiten im Verkehr.
Statt mit dem Benzinauto mit dem elektrischen Zug.
Gegen so viel Wandel setzt mein Ich sich zur Wehr.
Ich müsste auch noch aufs eigene Auto verzichten,
Umständlich mit den Öffis meine Fahrtziele erreichen,
Statt spontan zu sein, mich an Fahrplänen ausrichten,
Dazu alle preisgünstigen Urlaubsflugreisen streichen.
In Öffis fahren die mit, die Maskentragen verweigern.
Öffis sind oft unbequem, dreckig, stinkig und überfüllt.
Ich könnte mich in Ablehnung der Öffis reinsteigern.
Doch mich auch hier zu betrügen, bin ich nicht gewillt.
Corona macht es mir leichter, das Auto zu behalten.
In vorübergehender Sicherheit sitze ich alleine darin.
Ich erinnere mich daran: Ich will Mitwelt mitgestalten.
Ein eigenes Auto macht künftig in Städten kaum Sinn.
Wir brauchen Werte, um Gewohnheit zu korrigieren.
Werteklarheit richtet neu aus unser Alltagsverhalten.
Es erfordert Bewusstheit, Wertabweichung zu spüren,
Um Verhalten Schritt für Schritt stimmig zu gestalten.
Zu Fuß, mit dem Rad sowie mit Bussen und Bahnen.
Das hauptsächlich und konsequent, wo immer es geht.
Verkehrszukunft ohne Verbrennungsmotoren zu planen,
Ist dringend notwendig, fast schon ein wenig zu spät.
Anders als beim Fleischverzicht dauert es eine Weile,
Bis Verkehrsverhältnisse neues Verhalten erlauben.
Da ich Vorrangigkeit emissionsfreien Verkehrs anpeile,
Müssen wir den Autoherstellern die Privilegien rauben.
In einem Autostaat wie Deutschland kein leichtes Spiel.
Wie stolz sind viele Deutsche auf Verbrennungsmotoren.
Erhalt der Industriearbeitsplätze ist politisches Megaziel,
Geht auch die Mitwelt kaputt und die Zukunft verloren.
Fahrspuren für den Autoverkehr gilt es zu reduzieren.
Fahrradverkehr braucht seine eigenständigen Trassen.
Vorteile der Öffi-Nutzung müssen tagtäglich wir spüren,
Auf dass viele ihre Privatautos auf Dauer verlassen.
Parken in Städten muss erheblich teurer man machen.
Privatautos stehen meist auf Gemeinschaftsflächen.
Wir brauchen Bäume, Grünflächen und Kinderlachen.
Die Versiegelung der Städte wird künftig sich rächen.
Klimawandel trägt Hitze samt Starkregen in die Stadt.
Darum brauchen wir mehr Grün und Frischluftschneisen.
Mit weniger Autos man viel mehr Gestaltungsraum hat.
Wer es grün hat, muss weniger ins Umland verreisen.
Berufspendlerautoverkehr ist drastisch einzuschränken.
Wohnraum in Großstädten muss erschwinglicher sein.
Auf die Öffis ist der Restpendlerverkehr umzulenken.
Züge und Busse fahren kostenfrei in die Städte herein.
Einzelbereitschaft und neue Gesellschaftsstrukturen
Zusammen zwei Seiten derselben Medaille sie formen.
Wollen wir zukunftsgerecht durch die Mitwelt touren,
Brauchen wir anderes Verhalten und andere Normen.
Wohnwende
Wie haben wir nach Kriegsende das Land aufgebaut?
Nach dem kapitalistischen Wirtschaftsmodell im Westen.
Auf die magischen Kräfte des Marktes wurde geschaut.
Wer es konnte: ein Eigenheim. So schien es am besten.
Baugrund in Privatbesitz: eine Selbstverständlichkeit.
Im Baubereich kaum Genossenschaftsneugründung.
Zum Nachdenken über die Zukunft blieb keine Zeit.
Rascher Wiederaufbau: die einzige Heilsverkündung.
Gewaltige Areale wurden dabei einzelhauszersiedelt,
Individualverkehrswege in Massen dazwischen gebaut,
Die Natur durch Beton, Ziegel und Asphalt versiegelt.
Auf Ökologie und Klima hatte noch keiner geschaut.
Beton schien der Kultbaustoff mit Zukunftspotential,
Das nicht nur im Westen, sondern zugleich im Osten.
Miese Energiebilanz von Beton war Erbauern egal.
Klimaerwärmung ging nur auf Gemeinschaftskosten.
Dass mit Holz man mehrstöckige Häuser bauen kann,
Holz nachwächst und zugleich CO-zwei dabei speichert,
Kommt nur schleppend im Denken der Bauherren an,
Die sich allzu lange auf Kosten der Mitwelt bereichert.
Häuser werden für längere Haltbarkeitsdauer gebaut.
Altbauten klimagerecht zu sanieren, ist aufwändig meist.
Wälder sind verbrannt und Permafrostböden aufgetaut,
Bis jedes Gebäude die passende Dämmung aufweist.
Gebäude sorgsam zu dämmen, muss dennoch sein.
Doch Wirkung der Maßnahme lässt lang auf sich warten.
Also lassen wir uns zuerst auf all die Handlungen ein,
Mit denen wir klimaschützend heute können starten.
Zu wohnen bedeutet erst einmal, sich gut zu schützen
Vor Regen, Feuchtigkeit, Kälte, Wind, Sonne und Hitze.
Die Frage ist: Wie kann Mitwelt und Klima ich nützen,
Wenn sicher, warm, trocken in der Wohnung ich sitze?
Heizung, Kochen, Warmwasser mit Öl, Kohle und Gas.
Wann ist Fossilienverbrennungszeitalter endlich vorbei?
Da ich wohnend kein Gift mehr aus Schornsteinen blas,
Wird unsere Atemluft reiner und unsere Lunge bleibt frei.
Fotovoltaik und Warmwasser, erwärmt durch die Sonne.
Große Windräder auf dem Lande, kleine auf dem Dach.
Klospül- und Gießwasser von Dach und Regentonne.
Auf dass den Ökofußdruck ein Stück kleiner ich mach‘
Duschen statt Baden. Hahn nur zum Spülen aufdrehen.
Auf tropische Grillkohle für Fleischbraterei verzichten.
Stoßlüften, dass Fenster winters nicht daueroffenstehen.
Natur um Gebäude nachts möglichst wenig belichten.
Haushaltsgeräte mit niedrigem Stromverbrauch kaufen.
In der Nachbarschaft kaufen, nicht beim Großversand.
Statt den Fahrstuhl zu nutzen, die Treppen hochlaufen.
Vieles entscheiden wir selbst, liegt in unserer Hand.
Konsumwende
Dinge, die wir nicht brauchen, kaufen wir nicht mehr.
Auf Konsumversprechen fallen wir nicht mehr herein.
Unser Herz darf voll sein, ist der Schrank auch leer.
Wir wollen weniger haben und stattdessen mehr sein.
Wer Zigaretten raucht, gewinnt keine Freiheit dabei,
Verpestet anderen die Luft, zerstört sich die Lungen,
Setzt sich nicht dafür ein, dass unserer Alltag so sei,
Dass wir nicht zu Betrügen und Lügen gezwungen.
Konsument, der frei ist, fällt nicht auf Warenschein,
Auf Verpackungsversprechen und sinnfreie Sprüche,
Auf Bedürfnisersatz durch Konsum-Dingwelt herein.
Seinem wahren Bedürfnis kommt er auf die Schliche.
Konsumentin, die frei ist, weiß genau, was sie will,
Lässt sich nicht durch Werbung noch Mode verführen.
Verschwendet keine Nahrung, produziert wenig Müll,
Dass Kinder und Enkel nicht ihre Zukunft verlieren.
Nicht alles, was zu kaufen ist, mit Plastik umhüllen.
Verpackungsmüll zerstört das Leben in den Meeren.
Nicht jederzeit und überall Konsumwünsche stillen.
Im Winter verzichten auf frische Johannisbeeren.
Firmen, die in Geräte den Verschleiß fest einbauen -
Mit dem Fachbegriff geplante Obsoleszenz benannt -
Sollten wir nicht länger wertvolles Geld anvertrauen.
Was und wie produziert wird, haben wir in der Hand.
Gebrauchsgegenstände sollten zu reparieren sein.
Sind sie verschlissen, sind sie leicht zu entsorgen.
In den Güterkreislauf bringen wir sie so wieder ein,
Ressourcen zu bewahren für Mitwelt von morgen.
Keine Waren erwerben, die rücksichtslos produziert,
Wobei die Flüsse verunreinigt und die Luft verpestet,
Was zur Zerstörung von Klima und Naturvielfalt führt.
Nur kaufen, was glaubhaft als unbedenklich getestet.
Langlebigkeit der Produkte und Secondhandkonsum.
Lieber weniger, dafür besser. Lieber haltbar als neu.
Produktionsmittel viel häufiger als Gemeineigentum.
Was wie hergestellt wird, gemeinsam zu klären sei.
Als Konsumenten sind erst gemeinsam wir mächtig.
Mit unseren Entscheidungen verteilen wir das Geld.
Handeln Verbraucher klimaschonend und einträchtig,
Ist es alsbald mit Mutter Erde schon besser bestellt.
Lebenswende
Die Klimakrise fordert uns alle nachdrücklich heraus,
Unsere Lebensentwürfe grundsätzlich zu überdenken.
Hie und da Konsumverzicht reicht lang nicht mehr aus,
Um unser aller Leben in passende Bahnen zu lenken.
Extremkonsum von Fleisch, Alkohol und Unterhaltung,
Von Flugreise, Kreuzfahrt, Kleidung und Dekotand,
Schafft selten Sinnvolles in unsrer Lebensgestaltung.
Man legt sein Sein in Marketing-Expert*innen-Hand.
Fett und Zucker machen nicht glücklich, sondern dick.
Alkohol und Drogen helfen, Entfremdung zu ertragen.
Unterhaltung und Spiele bieten, ein Herrschaftstrick.
Wer stets abgelenkt, wird kaum nach Werten fragen.
Jenseits von Haben beginnt die Chance zum Sein
Mit Freundschaft und Liebe, Freiheit und Solidarität.
Fair und einfühlsam lassen wir aufeinander uns ein,
Auf dass experimentell eine neue Ordnung entsteht.
Wir brauchen ein neues Verständnis vom Existieren,
Als Einsicht in die Verbundenheit von allem und allen,
Um Kontakt zur Menschheit nicht mehr zu verlieren,
Um uns nicht zu verfangen in Einzelinteressenfallen.
Wir brauchen Luft, Wasser, Nahrung und Sozialkontakt,
Brauchen Anregung und Freiheit zur Selbstentfaltung.
Ohne Bezug zum Gesamten bleiben seelisch wir nackt.
Weitsicht samt Weltsicht von uns dient der Arterhaltung.
Als gestaltende Erdenbürger müssen wir uns verstehen,
Der Kulturförderung im Hinblick auf Zukunft verpflichtet.
Eingebettet in die Evolution der Natur wir uns sehen,
Auf dass unser Handeln auf deren Erhalt ausgerichtet.
Die Klimakrise ist als letzter Startschuss zu begreifen,
Alles zu tun, um als Menschen weiterhin zu bestehen.
Entweder gelingt es, in konkreter Solidarität zu reifen,
Oder mit Urenkeln wird Menschheitsschiff untergehen.