In diesem Gedichtzyklus geht es mir um eine Klärung und Positionoierung:
Was ist der Unterschied zwischen Zusammenwohnen und Zusammenleben?
Zusammenleben findet immer statt im Spannungsfeld von Individualität und Solidarität, von persönlicher Freiheit und sozialer Verbindlichkeit. Wie gehen wir mit dieser Spannung um?
Gelingt es Gemeinschaften, der Versingelung der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen?
Wenn mehrere Generationen, Kinder, deren Eltern und alte Menschen aus der Generation der Großeltern auf engem Raum in einem Wohnprojekt zusammenleben, kommt es zu konstruktiven Synergien wechselseitiger Unterstützung, aber auch zu Konfliktsituationen, bedingt durch unterschiedliche Lebens- und Wohnvorstellungen, durch andere Bedürfnisse in den Lebensabschnitten.
Ein intergenerativer Dialog wird erforderlich, um Generationenkonflikte zu heilen und intergenerative Synergien zu fördern.
Zusammenwohnen oder sogar zusammen leben?
Schön, dass wir uns zusammenschließen,
Um gemeinsam im Wohnprojekt zu leben.
Ich bin dankbar und kann es sehr genießen,
Wie viele hier aktiv Gemeinschaft anstreben.
Doch es gibt auch die, die hier hereingeraten,
Da sie günstigen Wohnraum für sich gefunden,
Mit Gemeinschaftsanspruch schwer sich taten,
Mit Ideen der Gründenden wenig verbunden.
Grundsätzliche Frage steht seitdem im Raum:
Wohin wird dieses Modellprojekt sich wenden?
Verwirklicht sich noch der Gründenden Traum?
Oder schön wohnend am Park wir hier enden?
Entscheidungsfragen stellen sich uns allen:
Wollen wir normal in Mietshäusern wohnen?
Oder könnte uns mehr als Normales gefallen?
Könnte Zusammenleben sich für uns lohnen?
Wollen nachbarschaftlich anonym wir bleiben?
Als Familien, Singles und Paare alle für sich?
Wollen wir eine Nachbarschaftsnähe betreiben,
Solidarisch, wo keiner lässt andere im Stich?
Individualität und Solidarität
Hier meine Individualität, dort unsere Solidarität:
Mensch braucht dies beides, um zu Gedeihen.
Auf dem Spiele psychosoziale Entwicklung steht.
Den Wert der Menschlichkeit gilt es zu befreien.
Solidarität ist Kernaspekt der Menschlichkeit.
Zuverlässig stehen stets füreinander wir ein.
Unser Wir erwächst aus Wertverbundenheit.
Wir lassen uns in Elend und in Not nicht allein,
Begegnen uns und handeln als Gleichgesinnte,
Fördern aktiv unseren inneren Zusammenhalt.
Unser Vertrauen ersetzt uns Vertrag und Tinte.
Nächstenliebe findet so seine soziale Gestalt.
Unser Solidarischsein uns menschlich macht.
Wir Menschen sind aufeinander angewiesen.
Kleine und Schwache man gemeinsam bewacht.
Unschuldig Verelendete im Stich wir nie ließen.
Solidarisch überwinden wir die soziale Angst,
Als Verarmte vorzeitig und unnötig zu sterben,
Dass du sozial verloren bist, da du erkrankst,
Dass Behindertsein bedeute unser Verderben.
Solidarisch du im Alter eine Rente beziehst,
Oder bist du für Arbeit zu krank, zu schwach,
Meist bescheidenes Dasein du damit genießt
Unter dich schützendem Versicherungsdach.
Solidarität meint hinreichend soziale Sicherheit
In der im Grunde genommen unsicheren Welt.
Sie stellt uns genügend Gelegenheiten bereit,
Dass sich Muße und Ruhe im Dasein einstellt.
Solidarisch mit dir war deine Mutter zumeist,
Als du als Baby heranwuchst in ihrem Bauch.
Wer gewollt war und heute sein Leben preist,
Hält sich eher an einen solidarischen Brauch.
Wer grundlegende Solidarität hat erfahren,
In seiner Familie und unter seinen Freunden,
Wird meist tiefe Sehnsucht in sich bewahren,
Solidarisches Miteinander einzugemeinden.
Wer jedoch derartige Solidarität nicht erlebt,
Oder bei wem solcherlei Erleben überlagert,
Zumeist eher eine Einzelerrettung erstrebt,
Sozial und emotional sichtlich abgemagert.
So spaltet sich unser gesellschaftliches Feld
In Richtung Privatrückzug oder Solidarität.
Auf einer Seite steht meist das große Geld,
Auf anderer Seite Mitmenschlichkeit steht.
Geld oder Liebe: Diametrale Lebensentwürfe
Sich grundsätzlich und real unterscheiden.
Dort Leistung gegen Geld ich abrufen dürfe,
Hier erfahre ich Zuwendung, sollte ich leiden.
Solidarität ist jedoch keine Einbahnstraße,
Stattdessen Vertrag zwischen Wir und mir.
Führe ich euch nicht sozial herum an Nase,
Schenkt ihr mir eure Aufmerksamkeit dafür.
Es fällt eher schwer, solidarisch zu sein,
Erleben wir, wie die Solidarität ausgenutzt.
Dann igele ich lieber egoistisch mich ein,
Wenn auch Herzensflügel dabei gestutzt.
Nur den Wenigen, die unsolidarisch sind,
Gebe ich auf die Art viel Macht über mich.
Für eine solidarische Mehrheit wie blind,
Lasse Zuversicht ich und Nähe im Stich.
Solidarität braucht unser aller Vertrauen,
Unser Verantwortungsgefühl für die Vielen,
Die auf wechselseitige Ehrlichkeit bauen,
Die nicht allein auf ihre Vorteile schielen.
Ein Misstrauen kann man oft in sich heilen.
Schaut man auf die, die fest zu uns stehen,
Uns wie selbstverständlich zur Hilfe eilen,
Sollte es mal so richtig dreckig uns gehen.
Gesellschaft braucht Gemeinschaften
Gesellschaft braucht Gemeinschaftsinitiative,
Braucht Bürger, die Leben selbst bestimmen,
Dass Sozialstaat nicht aus dem Ruder liefe
Und wir ertrinken, statt uns freizuschwimmen.
Aus Gemeinschaft erwächst Quartiersbezug.
Bürger übernehmen Verantwortung für ihr
Umfeld, damit dieses für alle attraktiv genug,
Keiner mehr ins Aus gedrängt wird im Quartier.
Quartiere sind vernetzt in Stadtteil und Stadt.
Initiativen lernen, Quartiere wiederzubeleben.
Man viele konkrete Ideen und Beispiele hat.
Wer wirklich Wandel will, wird Beispiel geben.
Gemeinschafts-Wohnprojekte werden gestützt,
Generationen verbindend, ökologisch und sozial,
In Genossenschaftshand, was Demokratie nützt,
Weil viele beteiligt durch Mitsprache und Wahl.
Bürger-Kommune, solidarisch, selbstverwaltet,
Aktivierende und sich sorgende Gemeinschaft,
Neue Grundlage für Gesellschaft wird gestaltet.
Isolationsloch für Individuen nicht länger klafft.
Eingebettet in einen tragenden Sozialbezug,
Entfalten die Individuen Verantwortungskraft
Jenseits von Egoismus und Konkurrenzbetrug,
Was Chancen für bessere Gesellschaft schafft.
Individuen sind hier. Die Gesellschaft ist dort.
Dazwischen klafft länger schon Riesenloch.
Gesellschaft ist ein abstrakter, eher kühler Ort.
Wer allein für sich lebt, trägt ein schweres Joch.
Lieblosigkeit zeigt sich am Gesellschaftsorte,
Meist verbunden mit Freud- und Sinnlosigkeit.
Was nützen all die christlichen Liebesworte,
Ist man kaum zur Mühe ums Miteinander bereit.
Asoziales Riesenloch wollen mutig wir füllen
Mit idealen Füllstoff, der Zuwendung sich nennt,
Sehnsucht nach Zusammenhalt ist zu stillen,
Sobald man die Gründe für Einsamkeit kennt.
Versingelung oder Integration
Komme ich sozial nicht klar, versingele ich,
Ziehe in Zwei-Zimmer-Wohnung mich zurück.
Ich werde langsam verschroben und pingelig,
Täglich mir schönredend mein Soseins-Glück.
Ich bin ohne Sorge, dass ich mich verstrickte.
Wer allein ist, der wird nicht länger verlassen.
Wer für sich arbeitet, hat kaum Kontaktkonflikte.
An Solisten muss sich Orchester anpassen.
Kooperieren – nein danke. Wenn ich das höre,
Dies schwierige Sich-Miteinander-Absprechen.
Dazu stets meine Furcht, dass ich andere störe,
Dass die Kontakt zu mir dann wieder abbrechen.
Wüsste ich, wie das geht, gut zu kooperieren,
Und was ich konstruktiv dazu beitragen kann,
Würde ich es mit euch noch einmal probieren.
Also fangen wir ab nun dies zu üben hier an.
Was man nicht kann, das kann man oft lernen.
Ist man begeistert, fällt Lernen nicht schwer.
Lernhindernisse sollte man mutig entfernen.
Für das Neue machen wir bereit uns und leer.
Kooperation könnte uns beizeiten gelingen.
Denn ohne Miteinander gäbe es uns nicht.
Je mehr wir positive Erfahrungen einbringen,
Je eher sehen wir am Tunnelende das Licht.
Traum vom Zusammenleben teilen
Viele Menschen überleben nur, leben nicht,
Verbringen Leben in müder Gleichgültigkeit.
Ein Sinngrund für ihr Sein ist nicht in Sicht.
Und Grund zu schaffen, sind sie nicht bereit.
Erstaunlich ist, dass ein Mensch leben kann
Ohne Sinn und Liebe, ohne Glück und Trost,
Als ginge die eigene Existenz ihn nichts an,
Als sei ein unausweichliches Sein ihm gelost.
Doch alle die, die dieses Los nicht ertragen,
Die inständig hoffen auf ein besseres Leben,
Sollten gemeinsam einen Aufbruch wagen,
Sich dem Herkunftsschicksal nicht ergeben.
Eine neue Gesellschaft entsteht von unten.
Mit Solidargemeinschaften fängt alles an.
Ist der Rückzug in Eigensinn überwunden,
Ein Mensch sich sozial neu definieren kann.
Diese Neudefinition im Verein von Gleichen,
Nicht als die Vasallen von Revolutionären,
Die in ihrem Handeln meist denen gleichen,
An deren Stelle sie doch allzu gern wären.
Eine gewaltlose Gemeinschaft ohne Hassen,
Ohne Ausgrenzen, Beschämen und Hiebe,
In der unsere Leiden sich wandeln lassen
Vereint in einer uns umfassenden Liebe.
Diese Gewaltlosigkeit braucht Spiritualität,
Um herrschende Gewaltformen zu ertragen.
An das Gute glaubend, diesseitig, konkret,
Geht es Herrschenden soft an den Kragen.
Man kann Liebe finden und Lieben einüben,
Kann lernen, seinen Hass zu kontrollieren,
Kann klären, was den Geist mag noch trüben,
Muss dieses nur mutig und pfiffig probieren.
Unverantwortlichkeit wie auch Abhängigkeit,
Die wir in unserem Denkhandeln noch finden,
Sind Rest-Seelen-Muster aus der alten Zeit,
Sind oft selbsttherapeutisch zu überwinden.
Neue Handlungsmöglichkeiten üben wir ein,
Psychoanalysieren uns achtsam, meditieren,
Lassen miese Gewohnheiten endlich sein,
Je mehr deren Hintergründe wir kapieren.
Die Schänder, Sadisten und Masochisten
Auch die Mörder in uns sind zu erkennen,
Von ihnen allen samt inneren Faschisten
Kann man ehrlichen Mutes sich trennen.
Denkfühlen befreit uns aus uralten Fallen,
Angereichert mit experimentellen Tun.
Ist es anfangs auch ein Tasten und Lallen,
Irgendwann wird das Neue in uns ruh‘n.
So relativiert man, was einstmals man war,
Um zu der Person werden, die man heut ist.
Nach einer Zeit des Wandels wird uns klar,
Was wir als Sinn unseres Seins so vermisst.
Spirituelle und anarchistische Revolution:
Ein jeglicher Führerkult ist aus und vorbei,
Global vernetzt, doch regional in Aktion,
Dabei subversiv, intelligent und gewaltfrei.
Es geht erst einmal darum, sich zu finden,
Zu sich in die kreative Mitte zu gelangen,
Seine Selbstentfremdung zu überwinden,
Mit experimentellem Leben anzufangen.
Wie gelangen wir zu wahrhaften Werten?
Was sind echte, selbstbestimmte Normen?
Wen erkennen wir an als gute Gefährten?
Wer und was konnte uns derart verformen?
Erst wird das Ich aus Geistfesseln befreit,
Um gleichberechtigt im Wir sich zu binden.
Zur Befreiung vom Gewinnzwang bereit,
Sind Wirtschaftskrisen eher zu überwinden.
Wir lösen das Leben aus dem Materiebann,
Aus modisch-vorzeigbarer Äußerlichkeit.
Vom Dingzwängen sich eher befreien kann,
Wer zur Lebensverinnerlichung ist bereit.
Mit neuer Technik, mit kluger Ökonomie,
Die von verdummender Arbeit uns befreit,
Erblüht im Freiheitsreich unsere Fantasie,
In der neue Seinsqualität macht sich breit,
Nicht nur bestimmt von schnödem Haben,
Von Geldhäufeln, von Besitz und von Macht,
Werden gefördert unsere Schöpfergaben,
Durch die Sinn statt Gewinn uns gebracht.
Geist, nicht Geld, schafft Zusammenhalt.
Was allen nützt, wird als Wert anerkannt.
Gesund und froh werden miteinander wir alt,
Freiwillig verbunden durch ein Werteband.
Jeder ist mit für das Gesamte engagiert,
Stützt seine Nachbarn, hilft mit im Stadtteil,
Engagiert sich im Rat der Stadt und studiert
Mit dem Klärungsziel: Wie wird diese heil?
Hat ein Mensch erst seine Chance kapiert,
Seinen Wert samt Selbstwirksamkeit erfahren,
Ein Egoist gern zum Altruisten konvertiert,
Mitfühlend weise werdend mit den Jahren.
Statt Autos, Fernsehen und Computerspiel,
Statt Fressmeile, Fernreise und Eigenheim,
Zählt freundschaftliche Begegnung ihm viel,
Gute Musik, Bilder malen und pfiffiger Reim,
Zählt die Rückbesinnung auf soziale Werte,
Natur zu beobachten, Kultur zu verstehen,
Respekt vor dem Leben auf unserer Erde,
Sich eingebettet in das Gesamte zu sehen.
Zur Geldreligion erwächst ein Gegengewicht
Mit Zusammenhalt, mit Freude und mit Sinn,
Nicht allein Öko-Moral mit Konsumverzicht,
Sonst ist ein Wandel zum Neuen nicht drin.
Wirtschafts-Megamaschine wird transformiert,
Ersetzt durch eine humane Alltagsreligion.
Eine solidarische Ökonomie wird praktiziert,
Wo Menschheit samt Mitwelt die Hauptperson.
Durch solidarische Ökonomie wird die Erde
Für alle Menschen wieder zu einer Heimat.
Solidarisch man unschwer erkennen werde,
Dass unsere Menschheit nur eine Erde hat.
Wir können eine bessere Welt uns erdenken.
Können Angedachtes sorgsam durchfühlen.
Ihm Lieder, Bilder und Symbole schenken.
Passagen zum Neuen hin heute einspielen.
Wir brauchen eine Vielzahl von Laboren,
In denen Wege ins Paradies vorgegangen,
In denen lebbare Alternativen geboren,
Auf dass wir nicht nur im Alten verfangen.
Wir brauchen dieses Neue ganz praktisch.
Gemeinschaften von Mutigen probieren,
Machen das einstmals Utopische faktisch,
Konkrete Bodenhaftung nicht zu verlieren.
Es braucht Pioniere und Bedenkenträger,
Jedoch letztere erst nach Erprobungszeit,
Wenn Pioniere etabliert werden und träger,
Im Handeln nicht mehr zu Bedenken bereit.
Doch können wir uns alle unsre Bedenken,
Die nicht Wert schaffend in Zukunft weisen,
In aufbrechender Gesellschaft schenken,
Wollen wir nicht gemeinsam vergreisen.
Der Wandel als Weg vom Ich hin zum Wir,
Von Minderwertigkeit hin zur Wirksamkeit,
Von Isolation hin zu solidarischem Gespür
Hält noch viel Überraschung für uns bereit.
Wohnen und Leben – Yin und Yang
Ökologische Bauweise, Wohnungszuschnitt:
Themen, die wichtig und durchaus interessant.
Doch wie kommt eine Gemeinschaft in Tritt?
Dieses Thema bisher nur am Rande benannt.
Außenstrukturen sind eher männlich geprägt,
Bestehen aus Steinen und harten Fakten.
Auf Binnenkultur wird weniger Wert gelegt,
Meist weicher, voll Problemen, vertrackten.
Wir wissen, dass ab und an Regen fällt.
Zimmern Dächer, um uns zu beschützen.
Grauwasser aufgefangen, bereitgestellt,
Kann uns sehr bei Bewässerung nützen.
Wir wissen, dass wir uns Missverstehen.
Doch was machen wir konstruktiv damit?
Kann reden und zuhören besser gehen?
Werden für Gemeinschaftsdialoge wir fit?
Wir wissen, es ist mal heiß und mal kalt.
Dämmen Wände, gutes Klima zu haben,
Und Decken, dass Lärm nicht so schallt.
Vorausschauend Auftrag dafür vergaben.
Wir wissen auch, dass es Konflikte gibt,
Wenn Menschen eng zusammenwohnen.
Doch was tun, dass Konflikt nicht betrübt?
Wie geht das: das Sozial-Klima schonen?
Wohl wissend, wie wichtig die grüne Natur,
Nachhaltig wir auch die Wände begrünen.
Auch klar ist, dass jede Verwüstungs-Spur
Unsere Nachkommen werden einst sühnen.
Wahrscheinlich soziale Konflikte entstehen,
Wenn Unterschiede hier aufeinanderprallen.
Doch wie kann gewaltfrei Schlichten gehen?
Welche Streitkultur könnte uns gefallen?
Fürs Wohnen sind eher Antworten parat,
Für Zusammenleben gibt es mehr Fragen.
Bleibt das, oder wollen in experimenteller Tat
Wir im Zusammensein Neues hier wagen?
Oft beherrscht noch im Gemeinschaftsleben
Das männliche Harte das weibliche Softe.
Man kann resignieren: „So ist das eben.“
Oder eintreten für, was man sich erhoffte.
Steter Tropfen höhlt den festesten Stein.
Weiche Pflanzen Asphalt durchbrechen.
Hält ignorant man die Binnenkultur klein,
Wird sich das sicher irgendwann rächen.
Wenn männlich und weiblich ausgeglichen,
Entsteht für uns neuer Gestaltungsraum.
Solange Kontaktsehnen nicht ausgestrichen,
Wird möglich der Zusammenlebenstraum.
Nachhaltig ökologisch, nachhaltig sozial.
Beides gleichwertig gemeinsam planen.
Nicht das eine breit, das andere schmal.
Nicht so sozialängstlich sein wie die Ahnen.
Vergleichbar sorgsam das Beste suchen,
Was für Gemeinschaften sich hat bewährt,
Sozialexpert*innen für Begleitung buchen:
Das sei unser Zusammenleben uns wert.
Generationen- oder Bedürfniskonflikte
Wir leben zusammen in einem Wohnprojekt,
Haben uns für diesen Wohnort entschieden.
Manch Lebensentwurf sich mit unsrem deckt,
Was nicht dazu passt, wird eher vermieden.
Wir wohnen im Kiez reichlich eng aneinander.
Um tausend Personen auf begrenztem Raum.
Wer sich in vier Wände zurückziehen kann, der
Bemerkt jedoch soziale Beengung hier kaum.
Gemeinschaftsflächen sind rar und begrenzt.
Manche wollen ihre Ruhe, manche ihr Spiel.
Alternd noch Lösung aus Kindheit du kennst:
Vom Kinderlärm hielt man damals nicht viel.
Kinderlärm gilt nicht mehr als Ruhestörung,
Muss toleriert werden in bestimmen Maßen.
Da nützt auch keine subjektive Empörung,
Es gilt, sich an Recht und Zeit anzupassen.
Einheitlich geregelt ist Nachtruhe ab zehn.
Ab sechs oder sieben beginnt Tag dann neu.
Sonntags ist weitgehend von Lärm abzuseh’n.
Ruhestörung ist niemals ein Babygeschrei.
Hier das Bedürfnis nach Einkehr und Ruhe.
Dort Bedürfnis nach Gespräch und Kontakt.
Auswirkung auf andere hat viel, was ich tue.
Das macht Zusammenleben derart vertrackt.
Die Bedürfnisse hier und die Einfühlung dort.
Zusammenleben ist stetes Ausbalancieren.
Zu welchen Zeiten und an welchem Ort
Können wir das, was wir wollen, ausagieren?
Wie können wir frei sein, uns entscheiden,
Uns selbst im Alltag viel des Guten zu tun
Ohne dass andere unnötig darunter leiden?
Wann sich bewegen? Wann besser ruh‘n?
Die einen wollen toben, andere wollen Stille.
Widersprüche sind immer mal auszuhalten.
Doch viel wichtiger ist der Gemeinschaftswille,
Unser Leben bedürfnisgerecht zu gestalten
Man braucht Strukturen, Räume und Zeiten:
Wem ist wie und wie lange was wo erlaubt?
Erfahrungen damit sind kritisch zu begleiten:
Wo wird wem unnötig die Freiheit geraubt?
Man braucht Regeln, die Verstöße regeln:
Wer setzt sich wie für Regeleinhaltung ein?
Nichts wird sich ganz von selbst einpegeln.
Klarheit über Zuständigkeit muss schon sein.
Sollen nur Eltern für Regeleinhaltung sorgen?
Doch die haben nicht stets die Kinder im Blick.
Wie wollen bei Regelverstößen wir vorgeh’n?
Vor Blockwartmentalität schrecken wir zurück.
Regelung gern, doch mit Fingerspitzengefühl
Passende Umsetzungen im Alltag begleiten.
Nachbarschaftswohlwollen steht auf dem Spiel,
Fallen wir zurück in alte zwanglastige Zeiten.
Mietvertrag und Hausordnung entscheiden,
Ob eine Mittagsruhe wie lange ist einzuhalten.
Einzelnen nützt kein gefühltes Lärmerleiden.
Regeln müssen wir hier gemeinsam gestalten.
Manchen Alten passen quirlige Kinder nicht,
Die ohne viel Denken tun, was ihnen gefällt.
Untereinander es oft an Einfühlung gebricht,
Wie es anderen geht in Gemeinschaftswelt.
Manchem Kind fällt es schwer, zu verstehen,
Dass Erwachsene andere Bedürfnisse haben.
Vielperspektivisch können selten sie sehen.
Das zählt wohl eher zu erwachsenen Gaben.
Zwischen Alten und Kindern die Eltern kleben.
Müssen erziehen, arbeiten, Leistung erbringen.
Wie erleichtern wir uns das Zusammenleben,
Kann Mehrgenerationenprojekt uns gelingen?
Von je her gab es Konflikte der Generationen.
Jeder Lebensabschnitt kreiert eine andere Welt.
Wenn viele Hunderte eng aneinander wohnen,
Wie notwendig manch ein Konflikt sich einstellt.
Gemeinsam gilt es, derartige Nöte zu wenden,
Uns viel Gelegenheit zum Verstehen zu geben,
Klug klärend und lösend Konflikte zu beenden,
Um solidarisch und freudig zusammen zu leben.
Wenn wir Vielfalt der Perspektiven begreifen,
Aus denen auf diese Gemeinschaft wir blicken,
Könnte Gemeinschaftsgeist tätig in uns reifen,
Ein Zusammenleben gemeinsam uns glücken.
Intermezzo
Mir kommt der Straßenverkehr in den Sinn:
Heftigen Groll ich auf Gruppierungen hege,
In deren Positionen ich zu der Zeit nicht bin,
Da ich mich durch den Stadtraum bewege.
Auto- und Radfahrende sind Gehenden Feind.
Im Auto sind Radfahrende Verkehrshindernis.
Radelndem alle anderen als störend erscheint.
Passende Lösung ist fern noch und ungewiss.
Merkwürdig das Phänomen, dass vergessen,
Sobald man fußgehend Gehwege beschreitet,
Dass man zuvor auf dem Fahrrad gesessen,
Dabei den Fußgehenden Schrecken bereitet.
Perspektivwechsel, Einfühlung: hehre Worte.
Bin ich doch just in dem Moment, wer ich bin.
Ob ich hier nun Rad fahre, hingegen dort geh‘.
Jedes Mal schaue mit anderen Augen ich hin.
Dabei habe ich zugleich Hierarchie der Werte,
Bin ein Gehender oder Fahrender aus Passion.
Mit Gefahr, dass ich mich ideologisch verhärte.
Was verhärtend erfolgt, das ahnen wir schon.
Es geht nicht nur um wechselseitige Toleranz,
Um mehr Strafe, um einschränkende Gesetze.
Falsche Strukturen reichen dabei voll und ganz,
Dass manche Regeln im Verkehr ich verletze.
Eine Gleichberechtigung gilt er herzustellen.
Stadträume sind bedürfnisgerecht aufzuteilen.
Nicht Fahrende noch Fußgehende vergällen.
Dabei den Schwächsten mehr zur Hilfe eilen.
Bereiche des Verkehrs gilt es zu entzerren,
Zu kennzeichnen, voneinander zu trennen.
Manche Zonen für die anderen zu sperren,
Verbleibende Probleme klar zu benennen.
Problemlösung braucht vereinte Kreativität,
Auch Autofahrende gehen zu Fuß bisweilen.
Stadtraum wird zum Ort friedlicher Mobilität.
Verkehrsfläche klug untereinander aufteilen.
Auch ökologisches Drumherum beachten.
Stadt begreifen als Ökosoziallebensraum.
Nicht aus einer Sicht die Mitwelt betrachten.
Monoperspektivisch begreift man sie kaum.
Transfer
Auf Mehrgenerationenwohnen übertragen,
Sind grob da die Kinder, die Eltern, die Alten.
Anstatt sich über jeweils andere zu beklagen,
Gilt es, unsren Lebensraum klug zu gestalten.
Doch gibt es überhaupt Generationenkonflikt
Zwischen den Alten, den Eltern und Kindern.
Wäre dem so, wäre es gut, wenn es glückt,
Den zu klären und lebensklug zu verhindern.
Entschuldigung, wenn nicht Sozialharmonie
Mit Konflikttoleranz im Vordergrund stehen.
Es ist erhellender, sobald wir nicht zu früh
Auf schon gelungene Konfliktlösung sehen.
Natürlich lohnt es sich, auch einzubeziehen.
Was anderen Projekten an Lösung geglückt.
Ganz besonders zu sein, ist ein Bemühen,
Das eher mühselig ist und ein wenig verrückt.
Konflikt ist nichts Schlimmes. Er darf sein.
Ihn nicht verteufeln noch ihn verdrängen.
Stattdessen laden wir alle zur Klärung ein,
Geist und Herz zu weiten, statt zu verengen.
Unterschiedliche Interessen wirken ins Feld.
Psychosoziale Kreativität aller ist angesagt.
Aufgabe zur Gestaltung des Alltags sich stellt.
Harmoniewunsch wird noch ein wenig vertagt.
Was sind derzeit unsre Interessenpositionen?
Wer zieht sich zurück? Wer ist eher dominant?
Eine gemeinsame Analyse kann sich lohnen,
Auf dass die Konfliktlage vollständig erkannt.
Wer fühlt sich durch wen worin eingeschränkt?
Wo sind Grenzen zu unklar, zu eng oder weit?
Welches Wertesystem wird wem aufgezwängt?
Nehmen wir zur Klärung uns hinreichend Zeit?
Wer sollte auf wen wie mehr Rücksicht nehmen?
Haben zentrale Perspektiven wir einbezogen?
Suchen wir gute Lösungen oder die bequemen.
Haben wir resignierend uns selbst betrogen?
Haben wir Bedürfnis nach Gemeinschaft geklärt?
Sind wir bereit, Energie und Zeit zu investieren?
Oder wird Generationenkonflikt nur abgewehrt,
Weil unklar: Wohin mag Konfliktklärung führen?
Konfliktperspektive mancher Eltern
Endlich bin ich angekommen im Wohnprojekt.
Ungefährdet kann Kind auf Straßen spielen.
Kindheit in der Großstadt wird neu entdeckt.
Beharrlich mahlen alltagsverändernde Mühlen.
Spielplätze in den Höfen, autoarm die Straße.
Kind kann hier frei sein, braucht kaum Kontrolle.
Frei waren wir als Kind nicht in diesem Maße.
Eine freiere Mitwelt wandelt auch Elternrolle.
Endlich nicht ständig die Kleinen bewachen.
Helikopter-Gehabe ist uns Eltern ein Graus.
Wir hören unsere Gören toben und lachen,
Ruhen vom Kontrollstress ein wenig uns aus.
Nicht immer nur: Tu dies nicht und das nicht!
Kind, sei leise, du könntest Nachbarn stören!
Ruhe ist nicht mehr Kindes oberste Pflicht.
Kein: Halten Sie im Zaum die wilden Gören.
Wenn da nur die grimmigen Alten nicht wären
Mit enger Vorstellung, was falsch oder richtig.
Dabei bewegen wir uns alle im Ungefähren.
Erziehungsvorstellungen sind eher nichtig.
Klar besteht die Gefahr, dass wir projizieren.
So wie unsre Eltern wollen oft wir nicht sein.
Wieso die Alten unsren Weg nicht kapieren?
Wieso lassen sie nicht ihre Ratschläge sein?
Mischt euch nicht ein derart besserwisserisch
Ihr Alten mit eurer Moral und Verschrobenheit.
Erziehung gehört nur an den Familientisch.
Euch erziehen zu lassen, sind wir nicht bereit.
Intermezzo
Erziehen heißt nicht, fremden Willen aufzwingen,
Erziehen meint, Wechselseitigkeiten erschaffen,
Ein soziales Gewissen ins Herz einzubringen,
Nicht Vorschriften machen und Kinder anblaffen.
Nicht engende Vorstellung: So hat Kind zu sein.
Abweichung von Konzept wird gleich sanktioniert.
Wir strafen und motzen und schreiten gleich ein,
Wenn Kind unsere Regeln nicht alsbald kapiert.
Erziehen ist viel mehr einfühlsames Beziehen:
Das ist dein Verlangen und jenes das Meine.
Für unsere Lebensentwürfe dürfen wir glühen
Und lassen uns entwickelnd hier nicht alleine.
Miteinander zu leben, muss man erst lernen.
Mensch ist zwar im Kern ein soziales Wesen.
Doch Bedingungen uns vom Sozialen entfernen.
Von Konkurrenz und Neid gilt es zu genesen.
Es geht darum, klug solche Grenzen zu setzen,
In deren Rahmen sich Kinder entfalten können,
Wo sie sich erproben, ohne sich arg zu verletzen.
Umgrenzten Freiraum sollten wir ihnen gönnen.
So wird der Kiez zum sozialen Bezugssystem.
Bezugsbereite Nachbarn werden einbezogen.
Mit Erziehungsmonopol Beziehung ich lähm‘,
Kindern werden um förderliche Vielfalt betrogen.
Kunst ist, Mitwelt Einfluss nehmen zu lassen,
Die Kinder ins Mitgefühl hinein zu begleiten.
Eltern sollten darum die Alten nicht hassen,
Sondern mit ihnen sich absprechen beizeiten.
Konfliktperspektive mancher Kinder
Ballspielen im Park: Dafür bin ich zu klein.
Eltern wollen, dass in der Nähe ich bleibe.
Auf der Kiezstraße und im Hof darf ich sein.
Gerne schaukelnd ich die Zeit mir vertreibe.
Gras ist zu hoch. Da kann man nicht spielen.
Uns bleibt hier nur kleines Restrasenstück.
Den Ball gut kontrollieren. Ganz genau zielen.
Schon wieder in Beete. Hab heut‘ kein Glück.
Hier darf man nicht in die Blumen schießen.
Dort werden Obst und Gemüse angebaut.
Da wiederum Bienenwildkräuter sprießen.
Frau bösen Blicks vom Balkon runterschaut.
Ich habe keine Uhr, kann noch nicht lesen.
Rutsche, die ich mag, steht im Hof nebenan.
Gestern bin ich dort mit den andren gewesen.
Ob ich heute wohl da wieder rutschen kann?
Mann hat gesagt, wir machen zu viel Krach.
Seine Mittagsruhe will er endlich mal haben.
Böse Blicke und Worte, was immer ich mach‘.
Ich kann nicht nur still im Sandkasten graben.
Die Eltern sagen, die haben nichts zu sagen.
Die können ja bei Lärm die Fenster schließen.
Die Alten müssen euren Krach schon ertragen.
Deren Gemecker soll euch nicht verdrießen.
Konfliktperspektive mancher Alten
Kindergeschrei in meiner heiligen Mittagsruhe.
Wieder schlecht geschlafen hab‘ ich bei Nacht.
Ob ich was sage, mich beklage und was tue?
Wäre ich deren Eltern, hätte ich was gemacht.
Was habe ich gedacht, als ich hier eingezogen?
Dachte ich, das wird wohl ein Seniorenprojekt?
Was hat mich zum Mitmachen einst bewogen?
Was habe ich mit meinem Einzug bezweckt?
Was habe von Intergererativität ich erwartet?
Wie können Alte, Eltern, Kinder zusammen sein?
Mit welchen Träumen bin einst ich gestartet?
Welche kalte Realität stellte bis heute sich ein?
Hatte ich meine eigene Kindheit im Hintersinn
Voll Schildern mit Verboten: Spiel untersagt?
Wie ich wohl als Kind einstmals gewesen bin?
Habe ich, vital zu sein, schon damals vertagt?
Den Rasen zu betreten, war streng verboten.
Die Mittagsruhe war stets von ein Uhr bis drei.
Kinder heute sind unerzogene Minichaoten
Mit nicht enden wollenden Lärm und Geschrei.
Deren Poltern und Toben ist kaum zu ertragen.
Können denn die Eltern nicht mehr aufpassen?
Ich werde mich wohl beim Vorstand beklagen.
Quälgeister da draußen beginn ich zu hassen.
Hausordnung, nach der Kindern alles erlaubt,
Die Spielen und lärmen dürfen nach Belieben,
Mir die Möglichkeit zur Einflussnahme raubt.
Ich hätte sowas Lasches niemals geschrieben.
Eine strengere Hausordnung wir hier brauchen.
Wir fordern eine Mittagsruhe von zwölf bis drei.
Eltern bei Verstößen zusammen wir stauchen.
Hätte ich Einfluss, fühlte ich endlich mich frei.
Gut war ein Kind, von dem man nichts hörte.
Schweige du still, da Erwachsene sprechen.
Wer lebendig spielte, deren Ruhe eher störte.
Müssen Alte dafür an Kindern sich rächen?
Hört ihr Alten die Rachengel argumentieren:
Warum soll es denen besser gehen als mir?
Ich musste doch auch viele Regeln kapieren,
Bekam bei Missachtung meine Strafe dafür.
Oft übernimmt man, worunter man gelitten,
Noch identifiziert mit denen, die uns erzogen.
Kindliche Ohnmacht wird schlicht bestritten.
Vergangenheit wird passend zurechtgebogen.
Zucht und Ordnung haben nicht geschadet.
Man kann den Kindern nicht alles erlauben.
Die werden doch nur noch warm gebadet.
Die kriegen doch nur noch süße Trauben.
Lasst Eltern denen nicht alles durchgehen.
Meine Eltern haben mich noch geprügelt.
Zu viel Nachsicht kann ich nicht verstehen.
So wird nur mieses Benehmen besiegelt.
Sagt man solches laut, man sich hier geniert.
Deshalb motzt man bei vorgehaltener Hand.
Solange man Altlasten als Kind nicht kapiert,
Wandeln sich weder Gefühl noch Verstand.
Intermezzo
Klar ist doch: Kinder schweigen nicht gern.
Je jünger, desto ungestümer sind meist sie.
Regeln einzuhalten, liegt ihnen eher fern.
Unmensch, wer Regelverstoß nicht verzieh.
Klar ist auch: Kinder sind wild und lebendig.
Sie toben und schreien, sind so einfach vital.
Als alter Mensch, da das Leben beend‘ ich,
Wird einem derartig Vitales oftmals zur Qual.
Dann sollte man in Seniorenprojekt umziehen.
Mit den anderen warten auf endgültigen Tod.
Doch nicht die beschränken, die vital erglühen.
Vitalitätsüberdruss ist selten der Kinder Not.
Gehe ich zu hart ins Gericht mit uns Alten?
Ist die Darstellung der Konfliktlinie zu gemein?
Auch im Alter kann man sich noch entfalten.
Am Konflikt zu ersticken, das muss nicht sein.
Ich sehe vor mir viele Alten lebendig tanzen
Zu den Discozeiten am Wochenend-Abend.
Ich kann in deren Augen vitalen Ganz seh’n.
Das ist sehr ermunternd, beruhigend, labend.
Zu altern meint nicht, in die Enge zu gehen,
Vereinzelt, verbittert, wohl wissend, was wahr.
Zu altern meint, weise aufs Leben zu sehen:
Was wird an Vitalem uns in der Welt offenbar?
Das Vitale im Leben gilt es zu unterstützen:
Was kann wertvoll sein im Zusammenleben?
Wie können Generationen einander nützen?
Was können Alte den Kindern weitergeben?
Transformation
So dreht sich das Karussell der Perspektiven.
Zur Lösung der Konflikte man derart nicht findet.
Weltferne Hoffnung der Ängstlichen und Naiven:
Abwartend Generationenkonflikt man überwindet.
Nur nicht ansprechen, stattdessen still grollen.
Über andere, statt mit den Konfliktseiten reden.
Gremien und Vorstand das für uns regeln sollen.
Dieser Konflikt betrifft nur wenige, nicht jeden.
Statt dass man Konflikt in die Öffentlichkeit führt,
Statt Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen,
Wird Recht gehabt, Schuld verteilt und intrigiert.
Zur Konfliktklärung kann man keinen zwingen.
Konflikte, ungeklärt, wirken weiter im Dunkeln.
Man bespricht nichts, geht sich aus dem Weg.
Ab und an hört man Gerüchteküche munkeln.
Zusammenleben wird unstimmig und schräg.
Wollen wir das, sollten wir inständig uns fragen.
Was ist gelingendes Zusammenleben uns wert?
Wer Konflikte konstruktiv löst, statt zu vertagen,
Qualität von Gemeinschaftlichkeit dabei erfährt.
Nicht nur Kinder brauchen fördernden Rahmen,
Wenig Regeln, viel Raum zum Experimentieren.
Was war Zweck, zu dem wir zusammenkamen?
Wohin soll wohl dieses Projekt uns noch führen?
Kinder, Eltern und die Alten: drei Generationen
Wollen Zusammenleben für Zukunft probieren,
Wollen solidarisch und vital miteinander wohnen,
Sich nicht in Nachbarschaftskämpfen verlieren.
Die Generationen könnten sich unterstützen.
Alte bringen Weisheit ein, Junge ihre Vitalität.
Mit unseren Besonderheiten einander nützen,
Erfordert zu lernen, wie konkret sowas geht.
Mehrgenerationenleben: wie kann das gehen?
Kinder brauchen einen Kiez, um sozial zu reifen,
Sollen sie andere mit ihrem Bedürfnis verstehen,
Sich entwickelnd als Teil des Ganzen begreifen.
Wieviel Kindergeschrei gehört mit zur Vitalität?
Wann wandelt es sich zu Rücksichtlosigkeit?
Welches Regelwerk wohl wohlwollend entsteht,
Sind alle Seiten zu kreativem Gestalten bereit?
Wann schließen Gestörte Fenster und Türen,
Oder Lärm wird dank Kopfhörern unterdrückt?
Wann heißt es, dass die Lärmenden spüren:
Wäre ich die, machte mich das schon verrückt?
Was erlauben wir? Wo ziehen wir Grenzen?
Wer von uns bewacht diese Grenzen und wie?
Wie könnten sich Alte und Eltern ergänzen?
Auf dass der ganze Kiez mit die Kinder erzieh‘?
Gibt es Orte, die Tabu für die Spielenden sind?
Zum Beispiel Dächer, die begrünt mit Mühen.
Gibt es Ruhezeiten am Abend für unser Kind,
Zu denen wir uns in das Haus zurückziehen?
Sollen Bewohnende Kinder unmittelbar anreden,
Wenn diese auf Gefahr- oder Zerstörungstour?
Was, wenn die sagen: Ich rede nicht mit jedem?
Etwas zu sagen haben mir meine Eltern nur?
Wer greift ein, wenn Kinder um Ecken radeln,
Dabei nicht überblickend, wohin sie fahren.
Darf man Gefährliches, Zerstörendes tadeln,
Um Gemeinschaft vor Schaden zu bewahren?
Wer greift ein, wenn Kinder mit Türen knallen,
Wenn sie wild an Blumen und Pflanzen ziehen?
Gilt hier Recht oder Pflicht auf Eingriff von allen?
Oder braucht man dafür Lizenz zum Erziehen?
Wie sehen die Eltern ihren Erziehungsauftrag.
Achten sie auf Grenzen? Wie halten sie sie ein?
Heißt Freiheit: das Kind kann tun, was es mag.
Oder bezieht man auch die Gemeinschaft ein?
Welche Flächen schaffen für welche Aktivitäten?
Was brauchen Kinder, Eltern und was die Alten?
Welcher Kiezraum wohl um uns entsteht, wenn
Die Gemeinschaftsbereiche klug wir gestalten.
Auch mit Softbällen kann man Fußball spielen.
Ein Lederball macht beim Prellen zu viel Krach.
Es geht darum, sich lösungsbereit einzufühlen:
Was wäre sozial und kreativ, wenn ich es mach?
Sollte man Holperpflaster nachträglich glätten,
Die holpernden Bobby-Cars mit Luft bereifen?
Wär‘ es besser, wenn keine Kinder wir hätten?
Als was wir uns als Gemeinschaft begreifen?
Was wünschen wir uns als Zusammenleben?
Ist uns Gemeinschaftsentwicklung ein Wert?
Muss es überhaupt diese Absprachen geben?
Reicht es nicht, wenn man wie üblich verfährt?
So viele Fragen nach kluger Antwort verlangen.
Lasst suchend Generationen zusammenfinden.
In Hausgruppen können wir damit anfangen,
Generationenklüfte beharrlich zu überwinden.
Sich miteinander zum Wir hin verständigen
Durch Verständigung können wir uns heilen,
Indem wir mit Leid und mit Zweifel willkommen,
Indem wir liebevoll-achtsam zur Hilfe uns eilen,
Sind verwirrt wir, ängstlich gar und beklommen.
Ich halte dich. Du musst dich nicht wehren.
Deine Schwäche nutze ich keinesfalls aus.
Hier ist Raum und Zeit, die Seelen zu klären.
Verständnis macht die reife Bezogenheit aus.
In Beziehungen geht es darum zu verstehen:
„Wie ist deine Sicht auf mich und unsere Welt?
Worin mag ich in Resonanz mit dir gehen?
Was daran ist das, was mir so nicht gefällt?
Wie ist meine Sicht auf dich und unser Leben?
Wie weit scheinst du mein Gefühl zu begreifen?
Wieviel Achtsamkeit erlaubst du mir zu geben?
Woran könnte unsere Beziehung noch reifen?“
Es geht hier folglich darum, sich zu relativieren.
Relativieren meint, sich in Beziehung zu setzen:
„Welche Haltungen könnten uns weiterführen?
Welche Haltungen jedoch uns eher verletzen?“
Jenseits ICH und DU gilt es ein WIR zu finden:
„Was tut dir wie mir und uns beiden hier gut?“
Einseitige Sicht in uns gilt es zu überwinden,
Erfordernd Einfühlen beider, Respekt und Mut.
Unser WIR ist zerbrechliches geistiges Kind,
Ist Schau aus Perspektive von Zweisamkeit.
Spürt unser WIR, dass wir gewogen ihm sind?
Sind wir konkret, wahrhaft, wirksam wir-bereit?
Oder wird die Wir-Bereitschaft hier nur simuliert:
Schale Liebesbekundung und Pseudointeresse.
Ein So-tun-als-Ob meist in Verwirrung uns führt.
Nur scheinnah zur Folgsamkeit ich dich erpresse.
Wer als Kind zu sehr in Elternfesseln gelegt,
Wem wenig Raum für Selbstentfaltung gegeben,
In dem Widerstand bei Bindungsgefahr sich regt,
Dem erscheint Treue als bedrohlich im Leben.
Wer als Kind sich unterdrückende Eltern erlebt,
Die Liebe samt Erotik im Machtkampf verloren,
In dessen Seele Angst vor Bindung noch klebt,
Von dem wird Freiheit in Beziehung beschworen.
WIR-fördern macht Autonomiesüchtigen Angst:
„Ich bin voll vereinnahmt, stranguliert, gebunden.
Selbstaufgabe mit WIR-Tick du mir abverlangst.
Ich rebelliere, um Selbstständigkeit zu bekunden.“
Doch WIR meint nicht, in Symbiose zu ersticken.
WIR ist Wille und Mut, autonom verbunden zu sein.
Ohne starkes ICH beider wird WIR nicht glücken.
WIR meint: Ich lasse mich trotz Angst auf dich ein.
Beziehung lässt konträre Ängste in uns entstehen:
Einerseits Angst, du lässt mich schnöde im Stich.
Andererseits die Angst, ich werde treu untergehen,
In verbindlich erstarrter Bindung verliere ich mich.
Hier unsere Autonomie, dort die Verbundenheit:
Die Daseinsspannung gilt es, in sich zu vereinen.
Konfliktlösung erfordert viel Beziehungsarbeit.
Beziehung ist komplexer als meist wir meinen.
Aus Existenzkonflikten gibt es kein Entkommen.
Da nützt kein Fremdgehen, kein Neuverlieben.
Konfliktvermeidung macht erst recht beklommen.
Viel Kraft wird verbraucht mit Beiseiteschieben.
An unseren Daseinskonflikten ist keiner schuld.
Sie zählen selbstverständlich zu jedem Leben,
Erfordern Psychosozial-Kreativität und Geduld,
Experimentierlust und Nachsicht mit Vergeben.
Alte und Junge verbinden
Unsere Gesellschaft wird im Durchschnitt älter.
Nach offizieller Arbeitszeit leben viele länger.
Zugleich wird zumeist das Sozialklima kälter.
Viele schauen auf Restleben bang und bänger.
Die Alterspyramide hat sich total verschoben:
Zu viel an alten Menschen, zu wenig an neuen.
Die Spitze ist inzwischen mehr unten als oben.
Dagegen Konkretes zu tun, sich viele scheuen.
Weder sind wir ein richtiges Einwandererland,
Noch haben wir ein kluges Bildungssystem,
Auch sind nicht Chancen des Alters erkannt.
Gesellschaftliche Ignoranz erscheint extrem.
Menschliches Miteinander ging viel verloren.
Junge und alte Menschen leben oft getrennt.
Vermittelnde Lebensform ward wenig geboren,
Die Kommune oder Gemeinschaft sich nennt.
Für neu gewonnene längere Lebensspanne
Gibt es noch zu wenig lebenswerte Modelle.
Länger zu leben erscheint eher wie Panne,
Auf die man in Rente sich geduldig einstelle.
Es kann nicht sein, noch dreißig Jahre zu leben,
Sozial, kulturell und gesellschaftlich abstinent.
Als Lustrentner Ausflugsfahrten anstreben:
Ein Anti-Aging-Produkt-Blödkultur-Konsument.
Wo sind Hochschulen für hungrige Senioren?
Her mit den Aufgaben, die Weisheit nutzen.
Aktives Aging-Zeitalter ist endlich geboren.
Auslaufvorurteil wir als die Neualten trutzen.
Endlich von entfremdeter Normalarbeit befreit,
Kann eine Zeit echter Produktivität beginnen,
In der Engagement und weise Besonnenheit
Zu sinnvollem Tätigsein der Alten gerinnen.
Wir skizzieren und modellieren ein Altersbild,
Das zu künftigem Sechzig-plus-Leben passt.
Die Angst vor dem Alter wird dadurch gestillt,
Dass es auch Verletzlichkeit im Alter umfasst.
Soziale und gesundheitliche Risiken der Alten
Kann man nicht mit Verordnungen reduzieren.
Wir müssen ein soziales Miteinander gestalten,
In dem sich die Schrecken des Alters verlieren.
Kompetenzen, Bedingungen von Jung und Alt
Sind nicht klug konkret aufeinander bezogen,
Sondern größer wird der Generationenspalt,
Wo beide Seiten um ihre Chancen betrogen.
Jüngere Menschen bringen Kompetenzen mit,
Trotz oder dank des Bildungssystems erworben.
Offen, mutig und tatkräftig ins Leben man tritt,
Es sei denn, dass Chancen zu früh verdorben.
Wenn Tatkraft und Weisheit zusammengeführt,
Spontaneität gepaart wird mit Besonnenheit,
Werden gesellschaftliche Chancen angerührt,
Wodurch Gesellschaft von altem Elend befreit.
Familien schrumpfen immer weiter zusammen.
Singles und Alleinerziehende werden stets mehr.
Wir alle in der Urzeit den Stämmen entstammen.
Doch Höhlen und Dörfer der Stämme sind leer.
Statt sich zu bekämpfen, können Generationen
In Gemeinschaften kreativ zusammenfinden.
Alt und Jung sich ergänzend zusammenwohnen,
Kann Generationsklüfte man eher überwinden.
Leih-Omas spielen mit den Leih-Enkelkindern,
Leih-Opas basteln und lassen Drachen steigen.
Keiner muss mehr in Einsamkeit überwintern.
Alle können sich einbringen, Initiative zeigen.
Schulkinder lesen betagten Menschen vor.
Nachbarn gießen uns im Urlaub die Pflanzen.
Jung und Alt singen im Gemeinschaftschor.
Bei Nachbarschaftsfesten sie alle tanzen.
Junge werden klüger. Alte werden wieder jung.
Wir brauchen viel mehr an sozialer Synergie.
Gemeinschaft bringt Gesellschaft in Schwung,
Gemeinsam realisieren wir eine Sozialutopie.
Generationsverbindend zusammenwohnen
In Metropolen, Kleinstädten, auf dem Lande,
Sich unterstützend Sozialausgaben schonen.
Das nicht zu erreichen, wäre schon Schande.